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Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Teilhabe

In dieser Forschungsgruppe geht es um die nachhaltige Ausgestaltung von digitalen Technologien, deren Einsatzmöglichkeiten zur Unterstützung von sozial-ökologischen Transformationsprozessen sowie die kritische Auseinandersetzung mit Zielkonflikten im Spannungsfeld von Nachhaltigkeit und Digitalisierung.

Die Menschheit steht heute vor zwei wesentlichen Transformationen: Der digitalen Transformation und der Transformation hin zur Nachhaltigkeit. Beide Transformationen sind eng miteinander verzahnt.

Neben vielen Vorteilen für das wirtschaftliche und gesellschaftliche Zusammenwirken bringt die digitale Transformation auch vielschichtige Herausforderungen für die Menschen, die Gesellschaft und die Umwelt mit sich. Zu den dringendsten gehören der Schutz der Individuen, der demokratischen Institutionen und der Umwelt als Lebensgrundlage, die Ermöglichung der Teilhabe an der Gestaltung der Veränderungen sowie die Ausgestaltung eines inklusiven und gerechten sozialen Zusammenlebens. Aus Nachhaltigkeitsperspektive wird die Digitalisierung sowohl als Heilsbringer sowie auch als Gefahr für eine nachhaltige Entwicklung angesehen. Sie kann ein Schlüssel sein, um bestimmte Nachhaltigkeitsziele zu erreichen und eine sozial-ökologische Transformation erfolgreich umzusetzen, die die negativen Effekte menschlichen Wirkens auf die Umwelt und die Lebensbedingungen der Menschheit selbst minimiert und eine prosperierende gesellschaftliche und suffiziente wirtschaftliche Entwicklung ermöglicht.

Diese überlebensnotwendige Reduktion der negativen Auswirkungen gilt es auch bei der Gestaltung und Nutzung von digitalen Technologien mitzudenken als auch umzusetzen. Deshalb ist es wichtig, dass digitale Technologien selbst nachhaltig ausgestaltet sein müssen. Nachhaltigkeit muss als eine notwendige Bedingung für Aktivitäten im Umfeld der Digitalisierung verstanden werden. Diese ganzheitliche Perspektive und ein integriertes Nachhaltigkeitsverständnis sind zwingend notwendig, um auf eine sozial-ökologische Transformation mithilfe digitaler Technologien hinarbeiten zu können.

Ziel der Aktivitäten der Forschungsgruppe „Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Teilhabe” ist es, gesellschaftlich relevante Forschung zu betreiben, die einen direkten wissenschaftlichen Mehrwert stiftet und gleichzeitig einen Nutzen für die Gesellschaft hervorbringt, der über wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn und Theoriebildung hinausgeht. Diese angestrebte Resonanz adressiert ökonomische, umweltbezogene, kulturelle und soziale Aspekte auf individueller und gesamtgesellschaftlicher Ebene.

Die Arbeiten der Forschungsgruppe vereinen Grundlagenforschung mit einem konkreten Anwendungsbezug. Dadurch wird auf hohen wissenschaftlichen sowie auch gesellschaftlichen Impact abgezielt, was unter anderem durch einen interdisziplinären Forschungsansatz sowie kontinuierlichen Austausch mit Stakeholdern sichergestellt werden soll. Dies ist zur Bearbeitung einerseits unabdingbar. Andererseits gewährleistet dies, dass die Ergebnisse anschlussfähig für verschiedene wissenschaftliche und gesellschaftliche Communities sind.

Darüber hinaus werden inter- und transdisziplinäre methodische Vorgehensweisen erprobt, um innovative Wege zur Erforschung des Zusammenhangs sozial-ökologischer Transformationsphänomene wissenschaftlich zu etablieren. Die Erkenntnisse sollen anschlussfähig für die Wissenschaft sein sowie in Gestaltungsoptionen und Handlungsempfehlungen für Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft münden. Die Aktivitäten umfassen darüber hinaus die Begleitung und Mitgestaltung einer sozial-ökologischen und partizipativen Transformation in Praxisprojekten.

Die thematischen Schwerpunkte sind dabei wie folgt ausgestaltet:

Gruppenthema 1: Nachhaltige Digitalisierung durch nachhaltige digitale Technologien

Wir verstehen digitale Technologien als individuelle, gesellschaftliche sowie unternehmerische Werkzeuge und Ressourcen. Da Werkzeuge immer bestimmten Zwecken dienen und Ressourcen für bestimmte Zwecke nutzbar gemacht werden, auf die sie ausgerichtet und für die sie gestaltet werden, liegt unser Augenmerk auf nachhaltigkeitsrelevanten Designkriterien, Nutzungsformen und Folgen digitaler Technologien. So sollen digitale Technologien immer auch den Zielen der Nachhaltigkeit zuträglich, ihnen aber zumindest nicht abträglich sein, während sie unterschiedlichen Anwendungszwecken dienen. Unsere Untersuchungen nehmen technologische, soziale und ökologische Perspektiven ein, wobei die Digitalisierung sowohl als prozessuales Phänomen verstanden wird als auch konkrete digitale Technologien bearbeitet werden.

Gruppenthema 2: Digitale Technologien für ökologische Nachhaltigkeit

Digitale Technologien können als Instrumente zur Erreichung einer ökologisch-nachhaltigen Entwicklung sowie als Instrument für nachhaltiges Verhaltens der Nutzer:innen eingesetzt werden. Ein wesentlicher Aspekt auf dem Weg zur Mündigkeit von Individuen in der Digitalisierung ist deren digitale Souveränität und damit einhergehende digitale Kompetenz, sodass die Wechselwirkungen zwischen Intention und nachhaltigem Verhalten sowie digitaler Souveränität ebenso untersucht werden. Ein Ansatzpunkt zum Heben von Nachhaltigkeitspotenzialen kann der Einsatz von Ansätzen der Künstlichen Intelligenz sein. Im weiteren Fokus stehen Phänomene der sozial-ökologischen Transformation, Aktivitäten zur Reduktion des CO2-Fußabdrucks in der Nutzungsphase von digitalen Technologien, deren Ressourcenverbrauch (bspw. der Energieverbrauch von Distributed Ledger Technologien) sowie eine Übertragung von Prinzipien der Kreislaufwirtschaft in gesellschaftliche Prozesse. Insgesamt sollen hier primär die ökologische aber auch die soziale Sphäre der Nachhaltigkeit im Betrachtungsfokus stehen.

Gruppenthema 3: Nachhaltigkeit durch Teilhabe in der gesellschaftlichen digitalen Transformation

Ein zentraler Aspekt bei der Digitalisierung aus Perspektive der sozialen Nachhaltigkeit ist die Beteiligung der Menschen an den Transformationen, die sie betreffen. Unsere Gruppe wird Partizipationsforschung auf zwei Ebenen durchführen: Bottom-Up-Initiativen untersuchen wir mithilfe von Praxis-Workshops; durchgeführt mit Teilnehmenden aus der Civic-Tech-Community und koordiniert von einem internationalen Team von Forscher:innen. Top-Down-Gestaltungsprojekte erforschen wir aktiv, in dem wir die Ausgestaltung von partizipativen Formaten in kommunalen Transformationsprozessen begleiten, unterstützen und gleichzeitig erforschen. Erfolgsfaktoren für gelungene Partizipation in sozial-ökologischen Transformationsprozessen stehen genauso im Zentrum des Erkenntnisinteresses wie Hemmnisse, intendierte und nicht-intendierte, direkte und indirekte (Neben-)Effekte.