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Plattform-Algorithmen und Digitale Propaganda

Die Forschungsgruppe untersucht das "Informationsökosystem" auf Suchmaschinen und Social-Media-Plattformen, um zu verstehen, wie algorithmische Systeme gestaltet sind und wie das Publikum sie wahrnimmt. Sie analysiert das Design von Algorithmen, die Informationen filtern, und deren Zusammenhang mit disruptiven Einflussnahmen, wie etwa russischer Online-Propaganda. Darüber hinaus untersucht die Gruppe, wie Plattformen die marktorientierte Organisation ihrer Algorithmen in Einklang bringen mit ihrer Rolle als De-facto-Gatekeeper von Informationen und der damit verbundenen sozialen Verantwortung.

Die Arbeit der Forschungsgruppe ist auf drei Elemente des Informationsökosystems ausgerichtet: Online-Inhalte, Algorithmen der Plattformen, und das Online-Publikum. Um diese Elemente zu analysieren, wendet die Gruppe ein Mixed-Methods-Forschungsdesign an, das qualitative und quantitative Inhaltsanalysen, agentenbasiertes algorithmisches Audit und qualitative Interviews kombiniert.

Online-Inhalte

Traditionell werden Nachrichteninhalte durch die journalistische Praxis vermittelt. In diesen Prozess werden Informationen von Journalisten gefiltert. Sie klassifizieren, organisieren und präsentieren die Informationen für die Öffentlichkeit auf prägnante und strukturierte Weise. Damit sind es Medienorganisation, die Agendasetting betreiben und Geschichten für ihr Publikum framen. Neben der traditionellen journalistischen Mediation werden wir heute mit dem Phänomen der algorithmischen Mediation konfrontiert. Auf digitalen Plattformen wie Facebook und Twitter werden Inhalten nicht von Menschen gefiltert, sondern von automatisierten Systemen. Gegenwärtig überschneiden sich beide Vermittlungsformen in einer historisch beispiellosen Weise und schaffen neue, dezentral kontrollierte Formen der Nachrichtenerstellung und -verbreitung, die schwer zu durchschauen sind. Die Gruppe erforscht die Mechanismen von Inhaltenkuratierung im heutigen Informationsecosystem und analysiert die Beziehung zwischen Nachrichten, Propaganda und algorithmisch vermittelten Inhalten.

Algorithmen von Social-Media-Plattformen und Suchmaschinen

Digitale Plattformen wie Google und Facebook filtern, selektieren und präsentieren Informationen mithilfe Algorithmen, die von einer Künstlichen Intelligenz (KI) gesteuert werden. Der Aufbau dieser Systeme ist nur unzureichend verstanden. Private Technologieunternehmen vermeiden es in der Regel, die Entscheidungen offenzulegen, auf denen ihren Priorisierungs- und Filtermechanismen basieren. Dies macht wissenschaftliche Untersuchung für unabhängige Forscher besonders schwierig. Digitale Plattformen haben jedoch einen großen Einfluss auf die Verbreitung von Informationen und Desinformationen in Gesellschaften auf der ganzen Welt, während ihre Algorithmen unvollkommen und oft ad-hoc konzipiert sind, was zu politischer Polarisierung, Fehlinformationen und Filterblasen führt. Die Gruppe untersucht insbesondere die Gestaltung von algorithmischen Systemen in Bezug auf das Filtern oder Blockieren von Propaganda-Inhalten. Gleichzeitig befasst sie sich mit den normativen Grundlagen für algorithmische Entscheidungsverfahren von Plattformen, die mittlerweile als De-facto-Medienorganisationen gesellschaftliche Verantwortung tragen.

Online-Publikum

Die Nutzer von Suchmaschinen und sozialen Medien sind das Schlüsselelement des "Informationsökosystems", da sie aktiv an der Verbreitung von Informationen und Desinformationen beteiligt sind. Da es sich bei privaten Technologieplattformen um profitorientierte Unternehmen handelt, entwerfen sie algorithmische Systeme, die eine Manipulation des Publikums ermöglichen, um Werbekunden zu gewinnen. Dies schafft Schwachstellen im Informationsökosystem, da verschiedene politische Akteure wie etwa die russische Regierung Werkzeuge aus dem digitalen Marketing – z.B. Bots, Trolle oder Clickbaits – einsetzen, um bestimmte soziale Gruppierungen anzusprechen. Die Gruppe analysiert die Zielgruppen der russischen Propaganda in den sozialen Medien, um zu verstehen, welche Diskurse sie anziehen und warum. Gleichzeitig untersucht die Gruppe inwiefern die Zielgruppen ein Bewusstsein für das Ausmaß von algorithmischer Informationsvermittlung haben.