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Nachhaltigkeitsstrategie

Wir wollen unseren Teil für globale und intergenerationelle Gerechtigkeit sowie zur langfristigen Erhaltung unserer Lebensgrundlagen beitragen. Deshalb orientieren wir das Handeln des Instituts an dieser langfristigen Verantwortung. In unserer Nachhaltigkeitsstrategie haben wir konkret und organisational verbindlich festgeschrieben, wie wir das umsetzen wollen.

Das Weizenbaum-Institut sieht sich dem Ziel der Nachhaltigkeit verpflichtet. Unter Nachhaltigkeit verstehen wir das übergreifende Prinzip einer globalen und intergenerationellen Gerechtigkeit sowie die langfristige Erhaltung unserer Lebensgrundlagen in Form intakter Ökosysteme (vgl. Brundtland Bericht 1987).

Vor dem Hintergrund der großen Herausforderungen, vor die uns der menschengemachte Wandel unserer natürlichen Umwelt stellt, wollen und müssen wir als wissenschaftliches Forschungsinstitut unseren Teil zu gesamtgesellschaftlichen Nachhaltigkeitsbestrebungen beitragen. Dabei zielt Nachhaltigkeit nicht nur auf den Erhalt von Biodiversität oder die Begrenzung der Erderwärmung ab, sondern auch auf die Stärkung von sozialen Kompetenzen, die für die Mitgestaltung des gesellschaftlichen Lebens notwendig sind. Wohlwissend um die in dieser Hinsicht engen Grenzen der eigenen Wirksamkeit wollen wir unser Handeln an der langfristigen Verantwortung ausrichten, die ökologische Tragfähigkeit, soziale Gerechtigkeit und langfristige wirtschaftliche Funktionsfähigkeit unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens zu sichern. Daher wollen wir die in unserer Macht stehenden Möglichkeiten und Freiheitsgrade nutzen, um das Handeln des Instituts konkret an Nachhaltigkeitskriterien auszurichten und diese Ausrichtung auch organisational verbindlich festschreiben. Dies bedeutet, die relevanten Auswirkungen der Institutsarbeit zu analysieren und die Ursachen nachhaltigkeitskompatibel anzupassen bzw. anderweitig zu kompensieren. Als Forschungseinrichtung tragen wir eine unmittelbare Verantwortung für die Auswirkungen unserer Tätigkeit auf Gesellschaft, Mitarbeitende und unsere Umwelt.

Als Forschungsinstitut sehen wir uns aus zwei Gründen in besonderer Verantwortung. Obwohl wir als Ort der Forschung zu Transformations- und Gestaltungsprozessen des digitalen Wandels keine Klimaforschung betreiben, bildet das Thema Nachhaltigkeit einen wichtigen und übergreifenden Bestandteil unserer Forschungsagenda. Darüber hinaus leisten wir wertvolle und kritische Beiträge zu Themen wie sozialer Gerechtigkeit, Demokratie, offener Wissenschaft oder verantwortungsvoller digitaler Innovation. All diese Themenfelder spiegeln sich auch in den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen wider. So wollen wir am Weizenbaum-Institut dem oben beschriebenen Anspruch einerseits durch die Inhalte und Schwerpunkte unserer Forschungstätigkeiten gerecht werden.  

Andererseits nehmen wir die Erkenntnisse und Empfehlungen der Transformationswissenschaften – basierend auf Sozial-, Umwelt- und Klimawissenschaften – ernst. Die beschriebenen Auswirkungen auf Natur, Mensch und Gesellschaft sind katastrophal und zeigen eine existenzbedrohende globale Entwicklung. Diese Erkenntnisse sind weder Übertreibung noch „Panikmache”, sondern das Ergebnis gründlicher wissenschaftlicher Arbeit. Das würdigen wir und richten unser operatives Handeln bestmöglich an diesen Erkenntnissen aus.

Nachhaltigkeit in ihren unterschiedlichen Dimensionen beeinflusst also zum einen den Gegenstand unserer Forschung, zum anderen stellen wir uns die Frage: Wie lässt sich diese normative Orientierung konkret in unser operatives Handeln am Institut übersetzen? Dieser Frage widmet sich dieses Strategiedokument.

Um dies zu strukturieren, lassen sich sechs Handlungsfelder unterscheiden:

  1. Forschungspraxis
  2. Alltagsbetrieb und Bürokultur
  3. Veranstaltungen und Transfer
  4. IT- und Kommunikationssysteme
  5. Reisen
  6. Governance

Wir beschreiben hier Nachhaltigkeitsvorgaben für diese sechs Felder und erklären, welche Aktivitäten bereits durchgeführt bzw. welche noch angestrebt werden. Auch wird verdeutlicht, wie Themen der nachhaltigen Entwicklung langfristig implementiert werden sollen. Die aufgeführten Aktivitäten und Ziele erfordern ein aktives Bekenntnis aller beteiligten Stakeholder zum Nachhaltigkeitsanspruch des Weizenbaum-Instituts.

Eine Implementierung dieser Strategie in der Arbeit des Weizenbaum-Institut e.V. als Forschungseinrichtung und Verbundkoordinator ist zum Beginn der Etablierungsphase des Instituts (15. September 2022) vorgesehen. Die AG Nachhaltigkeit, in der verschiedene Statusgruppen des Instituts vertreten sind, wird auch weiterhin für die Weiterentwicklung der Nachhaltigkeitsstrategie und das Monitoring ihrer Erreichung verantwortlich sein. Gemäß den Empfehlungen der Evaluierungskommission von Februar 2022 wird die Arbeit der AG über ein Mitglied des Vorstands geleitet und durch eine:n zu benennende:n Beauftragte:n für Nachhaltigkeitsfragen (sowie bei Bedarf durch Referent:innen und Sachbearbeiter:innen aus Bereichen wie Beschaffung) koordiniert.

Methodische, evidenzbasierte und inklusive Arbeitsweise

Grundlage unserer Handlungen ist die sorgfältige Analyse der vorherrschenden Situation am Weizenbaum-Institut, um relevante Optimierungspotenziale erkennen zu können und nur scheinbar wirkungsvolle Aktivitäten zu unterlassen. Zu diesem Zwecke werden in gewissen Abständen eigene Anstrengungen unternommen oder auch externe Firmen beauftragt, um detaillierte Analysen bezüglich der Nachhaltigkeitsauswirkungen des Instituts zu erarbeiten. Dazu gehört unter anderem eine Hot-Spot- & Tiefenanalyse der direkten und indirekten CO2-Emissionen des Instituts. Erst basierend auf diesen Erkenntnissen kann sinnvoll eine kontinuierliche Nachhaltigkeitsanpassung vorgenommen werden, wobei auch hier externe Expertise zur methodisch-systematischen Strategieweiterentwicklung herangezogen werden kann.

Das zu etablierende Nachhaltigkeitsmanagement des Weizenbaum-Instituts sorgt für eine kontinuierliche Umsetzung, Evaluation, Neuanpassung und Weiterentwicklung der Nachhaltigkeitsstrategie. Dies bedeutet, dass konkrete Vorgaben und Empfehlungen in dieser Strategie angepasst und/oder gestrichen werden können, etwa wenn neue Einsparpotenziale gefunden oder weniger zielführende Maßnahmen als solche identifiziert werden. Darüber hinaus werden niedrigschwellig Partizipationsmöglichkeiten für alle Mitglieder des Instituts bereitgestellt, um sie einerseits inklusiv in den Prozess einzubinden und ihre Ideen zu hören, aber auch andererseits, um die nötige Legitimität für eventuell anstehende Veränderungsprozesse innerhalb des Instituts aufrecht zu erhalten.

Handlungsfelder

Forschungspraxis

Im Sinne einer nachhaltigen Forschungspraxis verfolgt das Weizenbaum-Institut u. a. die Prinzipien Open Science, Open Data und Open Source. Im ersten Verbundantrag des Instituts heißt es dazu: 

„Das Prinzip offener Netzwerkstrukturen fungiert damit als Leitlinie für die Forschungs-, Lehr- und Transferformate am Weizenbaum-Institut. Besondere Unterstützung erhalten Open Source sowie Open Interfaces zur Infrastruktur des Instituts (z.B. Software), Open-Access-Publikationsformate im Sinne der 2016 gestarteten Open-Access-Strategie des BMBF, Open-Data-Projekte (Zugang zu, Aufbereitung von und Forschung mit offenen Daten [...]), Open Education (innovative Lehrformate und Live-Streamings, Open Educational Resources), Open Innovation (kollaborative Produkt- oder Prozessentwicklungen) und Open Science (Rezensionen aus der Gesellschaft und Feedback von Bürgerinnen und Bürgern) sowie das bereits genannte Open Lab mit innovativen Formen der Zusammenarbeit.“ 

Gerade in Bezug auf Software und Daten etabliert sich zudem der Begriff der „informationellen Nachhaltigkeit“, worunter der langfristige und gesellschaftsverträgliche Umgang mit IT-Systemen fällt.

  • Für das Weizenbaum-Institut bedeutet dies, dass unsere Forschung so weit wie möglich in Open-Access-Publikationsformaten veröffentlicht wird, also weltweit und dauerhaft kostenfrei sowie barrierearm online abgerufen werden kann.
  • Am Institut werden übergreifende Forschungsstrukturen etabliert, die fundierte und langfristige Erhebungen von Daten ermöglichen.
  • Die IT-Infrastruktur des Instituts basiert zum großen Teil auf freier Software, etwa die Infrastrukturen zu Kommunikation, Datenaustausch oder das Intranet.
  • Jegliches Planen und Betreiben informationstechnischer Systeme am Institut wird auch unter den Gesichtspunkten der „informationellen Nachhaltigkeit“ ausgestaltet, etwa durch die bevorzugte Nutzung freier Software oder allgemeiner durch die Schaffung bzw. Verbesserung freier IT-Infrastrukturen.

Beispiel: Freier Zugang zu Forschungsdaten ist eine der zentralen Forderungen der Open-Science-Bewegung. Wer aber Daten öffnen will, steht vor vielfältigen Herausforderungen und Fragezeichen: Was muss in Sachen Datenschutz beachtet werden? Wo kann ich meine Daten archivieren? Welchen Kontext muss ich geben, um meine Daten nachnutzbar zu machen? 2020 veranstaltete die Forschungsgruppe „Digitalisierung der Wissenschaft“ einen Workshop zum Thema „Archivierung und Sekundärnutzung qualitativer Forschungsdaten.“ Das Ergebnis: Eine Handreichung mit Tipps rund um das Teilen qualitativer Forschungsdaten.

 

Alltagsbetrieb und Bürokultur

Vor dem Hintergrund des verhältnismäßig großen Beschaffungsvolumens und der Inanspruchnahme diverser Dienstleistungen besteht viel Potenzial für eine nachhaltige Gestaltung des Alltagsbetriebs und der Bürokultur am Weizenbaum-Institut. Gleichzeitig unterliegt das Institut als öffentlich geförderte Einrichtung zahlreichen rechtlichen und finanziellen Auflagen, so dass die Spielräume für die Implementierung von Nachhaltigkeitsaspekten im Alltagsbetrieb und in der Bürokultur teils begrenzt sind. Die nachfolgenden Maßnahmen stellen unser Ziel dar, gegebene Spielräume im Institutsalltag und in der Beschaffung bestmöglich zu nutzen.

  • Ökologische, soziale und ökonomische Aspekte spielen stets eine zentrale Rolle – von der Ausschreibung und Beschaffung bis hin zur Entsorgung. Auch beim Abschluss neuer Rahmenverträge werden Nachhaltigkeitskriterien besonders berücksichtigt. Mitarbeitende in Einkauf und Beschaffung werden entsprechend informiert, motiviert und geschult.
  • Die Aspekte Umweltverträglichkeit, Langlebigkeit, Abfallarmut, Reparaturfreundlichkeit und Wiederverwendbarkeit bzw. -verwertbarkeit werden bei der Beschaffung von Produkten aller Art besonders berücksichtigt. Dazu werden gängige Siegel herangezogen, die Produkte und Dienstleistungen markieren, die innerhalb einer Produktgruppe bezüglich einzelner Merkmale nachhaltiger bzw. umweltfreundlicher sind als andere, (z.B. Blauer Engel, EU Ecolabel, EU-Energielabel, Energy Star, EU-Bio-Logo). Sofern zutreffend, wird in Ausschreibungen auf die Anforderung bzw. Vorlage bestimmter Gütezeichen hingewiesen. Büromaterial wird bevorzugt bei nachhaltigen Anbietern (z.B. memo) bestellt. Im Laufe der ersten Etablierungsphase des Weizenbaum-Instituts (09/2022 bis 09/2025) sollen Nachhaltigkeitsaspekte bei der Beschaffung von Produkten verbindlich festgelegt werden.
  • Direkt beim Weizenbaum-Institut e.V. angestellten Mitarbeitenden sollen vergünstigte Jobtickets des VBB zur Verfügung gestellt werden – sofern dies mit den öffentlichen Förderrichtlinien des Instituts vereinbar ist. So sollen Mitarbeitende ermutigt werden, für ihren Arbeitsweg öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. Wer mit dem Fahrrad zur Arbeit kommt, findet außerdem Fahrradstellplätze am Seiteneingang.
  • Wir versuchen, Papier zu sparen – nicht zuletzt durch die Nutzung von Personal-, ERP- und weiterer Software, die zahlreiche Prozesse digitalisiert. Außerdem wird ausschließlich Recyclingpapier beschafft. Bei der Beauftragung externer Dienstleister für größere Druckaufträge werden die Themen Umwelt und Nachhaltigkeit besonders berücksichtigt (z.B. Verwendung von Recyclingpapier, Bio-Farben, Ökostrom).
  • Das am Institut zur Verfügung gestellte Essens- und Getränkesortiment wird nachhaltig gestaltet (z.B. Mehrweg, Bio, Fair Trade).
  • Bei der Abfallentsorgung wird auf Mülltrennung geachtet. Auch externe Forschende werden bei ihrer Ankunft über dieses Thema informiert. Das Liegenschaftsmanagement des Instituts verpflichtet sich, ausreichend Abfallcontainer zur Verfügung zu stellen und den Reinigungsdienstleister auf korrekte Mülltrennung und -entsorgung hinzuweisen. 
  • Aufgrund der Betreiber- und Mietkonstellation im Gebäude stehen dem Weizenbaum-Institut im Bereich Energiesparsamkeit nur wenige Handlungsoptionen offen. Entsprechend sind die Mitarbeitenden aufgefordert, in individueller Verantwortung durch Ausschalten von Lichtern beim Verlassen von Räumen, Herunterdrehen der Temperatureinstellung an den Heizkörpern vor allem über das Wochenende und vollständiges Schließen der Wasserhähne zur Energiesparsamkeit beizutragen.
  • Zeitungs- und Zeitschriftenabonnements des Instituts sind, abgesehen von wenigen Ausnahmen, digital.
  • Es wird angestrebt, mit dem Projektträger auf konstruktive Weise zu erörtern, wie Aspekte der Nachhaltigkeit und des ökologischen Fußabdrucks, die aktuell nicht ausreichend im Vergaberecht berücksichtigt werden, trotzdem in der Beschaffung zur Geltung kommen können.

Beispiel: Um eine kollaborative Arbeitsatmosphäre sowie den Austausch unter den Mitarbeitenden und Forschenden an verschiedenen Standorten anzuregen bzw. zu fördern (soziale Nachhaltigkeit), und gleichzeitig den energieintensiven Mail-Verkehr möglichst gering zu halten (ökologische Nachhaltigkeit), nutzt das Weizenbaum-Institut eine datenschutzfreundliche Open-Source-Infrastruktur als gemeinsames Chat-Tool und übergreifende Kommunikationsplattform (informationelle Nachhaltigkeit).

 

Veranstaltungen und Transfer

Unsere Wissenschaft braucht Austausch, sowohl innerhalb der akademischen Gemeinschaft als auch mit der Zivilgesellschaft und anderen Stakeholdern. Deshalb veranstalten das Weizenbaum-Institut und seine Forschungsgruppen regelmäßig Konferenzen, Round-Tables im kleinen Kreis oder Formate für die Öffentlichkeit. Wir setzen dies auf vielfältige Weise um: Sei es durch den Austausch mit Expert:innen aus der Praxis im Weizenbaum-Forum, durch den niederschwelligen Zugang zu aktueller Forschung bei der Weizenbaum-Filmnacht oder mit zahlreichen digitalen Formaten der Wissenschaftskommunikation (z. B. Podcast-Reihe „Weizenbaum im Homeoffice“). Mit einem starken Fokus auf den Transfer wissenschaftlicher Arbeit und Erkenntnisse, adressiert an möglichst diverse Öffentlichkeiten, zielen wir auf ein nachhaltiges Wirken unserer Forschung ab. 

Veranstaltungen und Transfer-Aktivitäten sind aber häufig ressourcenintensiv. Begleitmaterialien, Catering, An- und Abreise von Gästen – all das muss mit- und neu gedacht werden, um dem Anspruch an ein nachhaltiges Veranstaltungsmanagement gerecht zu werden. Nicht immer lassen sich hier alle drei in der Einführung beschriebenen Dimensionen von Nachhaltigkeit gleichermaßen bedienen. Das Cateringunternehmen mit den besten Arbeitsbedingungen und ökologischsten Menüs ist womöglich auch der teuerste – und der billigste Anreiseweg ist oftmals bei weitem nicht der ökologischste. Dieses Dilemma zeigt die Begrenztheit unseres Handelns und die Notwendigkeit systemischer Änderungen.

Das Weizenbaum-Institut wird durch öffentliche Gelder finanziert. Dadurch sehen wir uns zum einen in einer Vorbildfunktion, zum anderen sind wir gerade deshalb sehr bemüht, auch ökonomisch nachhaltig zu agieren. Hier gilt es, kluge Kooperationen und Kompromisse zu finden. 

  • Flyer, Programmhefte, Sticker und Infobroschüren: Veranstaltungen erzeugen viel Müll. Unser Ziel der papierlosen und müllarmen Veranstaltung erreichen wir vor allem unter Einsatz datenschutzkonformer Event-Apps für das Veranstaltungsprogramm und weiterführende Informationen. Außerdem werden PR-Materialien nach ökologischen Standards (z. B. Jutebeutel aus Ökobaumwolle, Bleistifte statt Kugelschreiber) und Sinnhaftigkeit (z. B. Seed-Bombs statt ölbasierter Plastikprodukte) bewertet.
  • Veranstaltungsmaterialien: Neben ökologischen Standards und Sinnhaftigkeit von Werbeartikeln achten wir bei Veranstaltungsmaterialien wie Bannern / Aufstellern / Aushängen auf Wiederverwendbarkeit bzw. setzen auf modulare Systeme, die man immer wieder neu branden kann. 

Beispiel: Für die Weizenbaum Conference 2019 wurde auf ein Veranstaltungsprogrammheft verzichtet und die webbasierte und datenschutzfreundliche Applikation LineUpr eingesetzt. Das System ermöglicht die vollständige Abbildung des Programms mit allen Hintergrundinformationen, das Versenden von Push-Nachrichten an die Teilnehmenden und das Einholen von Veranstaltungsfeedback schon während der Veranstaltung. Konkret konnte bei der Veranstaltung der Druck von etwa 400 DIN A5 Broschüren mit jeweils 32 Seiten gespart werden, sowie der Ausdruck von Feedbackbögen. Da wir uns nach der Weizenbaum Conference 2019 entschlossen haben, den Papiereinsatz bei Veranstaltungen drastisch zu reduzieren, kam die App in den folgenden Jahren wieder zum Einsatz und ist inzwischen Standard bei Weizenbaum-Veranstaltungen.

  • Catering: Der Verzicht auf Fleischprodukte beim Catering ist der einfachste und effektivste Weg, eine Veranstaltung in mehrerer Hinsicht nachhaltiger zu gestalten. Deshalb setzen wir auf fleischloses Catering und wählen Angebote nach folgenden Kriterien aus: auf jeden Fall vegetarisch, wenn möglich vegan; saisonale und regionale Speisen; faire Arbeitsbedingungen für Mitarbeitende; kurze Anreisewege; Mehrwegverpackungen und -geschirr. 
  • Lebensmittelspenden: 17 Prozent weltweit produzierter Lebensmittel landen im Müll – das belegt der Food Waste Index Report 2021 der Vereinten Nationen. Wie lassen sich Lebensmittelabfälle im Rahmen von Veranstaltungen vermeiden? Um die Menge an notwendigem Essen besser einschätzen zu können, werden Teilnehmende im Vorfeld befragt, an welchen Mahlzeiten sie teilnehmen wollen. Wenn nach der Veranstaltung außerdem noch gute, genießbare Lebensmittel übriggeblieben sind, werden diese – gemäß Hygienestandard HACCP (Hazard Analysis and Critical Control Points) – an Organisationen in der Nähe gespendet.

Beispiel: Beim parlamentarischen Abend im Oktober 2019 und auf der gemeinsamen Konferenz mit dem WBGU im Dezember 2019 wurde den Teilnehmenden ausschließlich veganes Essen angeboten. Des Weiteren wird auch beim veganen und vegetarischen Essen auf Regionalität und Saisonalität der Speisen geachtet, damit Produktions- und Transportressourcen eingespart werden können.

  • Um An- und Abreise sowie Aufenthalt von Gästen so nachhaltig wie möglich zu gestalten, gilt es auch, einen geeigneten Veranstaltungsort zu wählen. Die CO2-Belastung kann vermindert werden, wenn der Veranstaltungsort gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln (v. a. Bahn) erreichbar ist. Gäste sollen außerdem im Rahmen der Einladung ermutigt werden, auf Flugreisen zu verzichten. Besonders für Gäste mit weiter Anreise wird standardmäßig geprüft, inwieweit eine Teilnahme per Videokonferenz ermöglicht werden kann.
  • Während der Corona-Pandemie hat das Institut erfolgreich virtuelle und hybride Veranstaltungen durchgeführt. Die Weizenbaum Konferenz „Democracy in Flux“ im Juni 2021 ist dafür ein gutes Beispiel. Auch in Zukunft wird geprüft, ob virtuelle Formate eine sinnvolle und nachhaltigere Ergänzung sein können.

IT- und Kommunikationssysteme

Der Bereich IT- und Kommunikationssystem (IT / ICT) ist für den Betrieb des Weizenbaum-Instituts von zentraler Bedeutung. Im Kern können zwei nachhaltigkeitsrelevante Aspekte bei der Nutzung von IT / ICT ausgemacht werden – der materielle und der soziale Aspekt.

Ersterer umfasst die konkreten, materiellen Ressourcen der Systeme, seien sie nun direkt selbst vor Ort installiert (Kabel, Router etc.), von Mitarbeitenden verwendet (Laptops, Bildschirme etc.) oder aber in Rechenzentren gemietet bzw. betrieben (Serversysteme etc.). Unter den Ressourcenaspekt fallen jedoch nicht nur die Hardwarebestandteile der Systeme, sondern auch die Art der genutzten Energie oder die operativen Rahmenbedingungen wie etwa die konkrete Ausgestaltung der Kühlsysteme. Der zweite Aspekt bezieht sich auf die sozialen Auswirkungen und Implikationen der genutzten Systeme, also auf die sozialen Bedingungen der Herstellung (Vermeidung von Kinderarbeit, Konfliktmineralien etc.) und des Betriebes (angemessene Bezahlung der Angestellten etc.).

Beide Aspekte sind zentral für das nachhaltige Agieren des Forschungsinstituts. Trotz vorhandener Limitationen, z. B. die Abhängigkeit vom Vermieter, werden im folgenden Maßnahmen formuliert, die auf diese Aspekte abzielen:

  • Wir wenden die bewährte 5R-Abfallvermeidungs- und -verwertungskaskade an: Refuse, reduce, reuse, repair, recycle (dt. verzichten, vermindern, wiederverwenden, reparieren, recyceln). Es werden nur wirklich benötigte Geräte gekauft (refuse, reduce) und diese auch so effizient und lange wie möglich verwendet (reuse) bzw. repariert (repair) – bei gleichzeitiger Berücksichtigung von Aspekten der Ergonomie und Arbeitsgesundheit. Darüber hinaus werden die für die finale Entsorgung von Hardware in Deutschland üblichen Elektronik-Recycling-Wege (recycle) beschritten. 
  • Bezüglich der Nutzung erneuerbarer Energien (grüner Strom, Öko-Strom) und hocheffizienter Kühlsysteme ist das Institut vor Ort vom Vermieter abhängig. Bei der Nutzung von externen Serverkapazitäten in Rechenzentren wird jedoch besonders auf oben beschriebene, materielle Kriterien geachtet. 
  • Für die Sicherstellung der sozialen Aspekte eignen sich Zertifizierungen wie der Blaue Engel (s.o.) oder explizite IT-Projekte mit Nachhaltigkeitsfokus wie etwa das „Fairphone“. Optionen wie diese sollen per Monitoring beobachtet und in regelmäßigen Abständen evaluiert werden.
  • Im Laufe der kommenden Förderphase werden institutsweit verbindliche Regeln für Beschaffung und Betrieb von IT / ICT gesetzt und eine CO2-Evaluation und -Kompensation angestrebt. 

Reisen

Internationaler Austausch auf Konferenzen, Fellowships und gemeinsame Forschungsprojekte mehrerer Partnerorganisation im In- und Ausland – all das sind Qualitätsmerkmale des Weizenbaum-Instituts. Dienstreisen sind für diesen Austausch unerlässlich, wirken sich aber in unterschiedlichem Maße negativ auf die CO2-Bilanz des Instituts aus. Nach Berechnungen des Umweltbundesamtes (Bezugsjahr 2019) fallen bei einem Inlandsflug pro Person und Kilometer 214 Gramm CO2 an. Zum Vergleich: Eine Bahnreise verbraucht nur 29 Gramm CO2 pro Person und Kilometer – und damit nur ca. 13% eines Inlandflugs. Fernreisen fallen besonders schwer ins Gewicht: Laut Emissionsrechner der Klimaschutzorganisation atmosfair fallen bei einem / einer Passagier:in auf einem Economy-Flug von Berlin nach New York und zurück ca. 3 Tonnen CO2 an. Zur Erreichung des von der Wissenschaft geforderten Erwärmungsziels von max. 1,5° C stünden jedem Menschen jährlich aber nur ca. 1,5 Tonnen CO2-Budget zu.

Bislang wird im Vergleich verschiedener Reisemittel in erster Linie im Sinne der Wirtschaftlichkeit entschieden. Das günstigste Verkehrsmittel zeichnet sich dabei leider meist nicht durch seine Klimafreundlichkeit aus. Bahntickets sind häufig teurer als Kurzstreckenflüge, Direktflüge teurer als Flüge mit Zwischenstopp. Im Januar 2020 veröffentlichte die Bundesregierung ihr Klimaschutzprogramm 2030. Darin ist unter anderem auch eine Anpassung des Bundesreisekostengesetzes (BRKG) vorgesehen.

Bei der Wahl des Reisemittels soll künftig neben dem Kriterium der Wirtschaftlichkeit auch das der Nachhaltigkeit berücksichtigt werden. Das bedeutet: Auch wenn eine Reise mit der Bahn mehr kostet als ein Flug, können die Kosten für die Zugreise erstattet werden. Inwieweit diese Regel derzeit auch auf Mitarbeitende des Weizenbaum-Instituts zutrifft, muss jeweils in Absprache mit dem Projektträger geklärt werden und ist auch abhängig vom zur Verfügung stehenden Projektbudget. Das Weizenbaum-Institut wirkt darauf hin, mit Projektträger und Zuwendungsgeber eine allgemeine Lösung zu finden, die den Absichten des Gesetzgebers im Klimaschutzprogramm 2030 und vergleichbaren Regularien entspricht.

Wie bereits beschrieben: Dienstreisen sind im Forschungsalltag unerlässlich. Mit den folgenden Punkten sollen deshalb Strategien aufgezeigt werden, mit denen jede:r Mitarbeitende die Planung einer bevorstehenden Dienstreise auch im Sinne der Nachhaltigkeit gestalten kann. 

  • Zunächst wird ein Blick in das Portal FlyingLess empfohlen, das zahlreiche Ansätze und Ideen zur Reduktion von Flugemissionen im akademischen Bereich enthält. Jeder soll sich fragen, ob die Reise vermieden und sinnvoll in ein virtuelles Treffen übersetzt werden kann. Lässt sich diese Frage mit ja beantworten, ist ein virtuelles Treffen vorzuziehen.
  • Allgemein gilt: Das Ziel nachhaltiger Dienstreisen lässt sich in erster Linie durch den Verzicht auf Flugreisen erreichen. Abgesehen von besonders gelagerten Ausnahmefällen werden daher Inlandsflüge sowie innereuropäische Flüge zwischen Destinationen, die unter fünf Stunden mit der Bahn erreichbar wären, nicht vom Institut übernommen. Finanziert werden in diesem Falle nur Dienstreisen mit Bus, Bahn, PKW oder Schiff. Letzteres kann vor allem dann eine sinnvolle Alternative darstellen, wenn mehrere Mitarbeitende sich in einer Fahrgemeinschaft organisieren.
  • Lässt sich eine Flugreise absolut nicht vermeiden, gilt es, nach Möglichkeit den Flug mit den geringsten CO2-Emissionen zu wählen. Hier lohnt sich der Blick in den Airline Index von atmosfair. Das Weizenbaum-Institut wirkt darauf hin, dass die CO2-Kompensation zusammen mit den Reisekosten übernommen werden kann und sondiert die Möglichkeiten dafür mit dem Projektträger. 
  • Wir zielen darauf ab, das Reiseaufkommen und die CO2-Bilanz unserer Dienstflüge zu ermitteln. Mit dem Einreichen einer Dienstreise bei der Reisekostenstelle sollen dafür künftig folgende Daten festgehalten werden: Reisemittel, Distanz, geschätzte Emissionen (für letzteres eignet sich z. B. der Rechner von atmosfair; bei Bahn- und Busreisen das Tool ecopassenger). Auf diese Weise erhalten wir einen Überblick über unser Reiseaufkommen und können zukünftige Maßnahmen und Empfehlungen auf dieser Datenbasis ableiten und motivieren.

Beispiel: Für die Research Retreats in Stolzenhagen (2018) und Bad Belzig (2019) wurden vom Institut gemeinsame Busanreisen angeboten, um individuelle Anfahrten mit dem PKW zu vermeiden. Ort und Reisemittel wurden so nicht nur im Sinne der Nachhaltigkeit gewählt, sondern boten auch schon unterwegs gute Gelegenheit zum Austausch unter Kolleg:innen.

 

Governance

Voraussetzung für ein glaubwürdiges Nachhaltigkeitsmanagement am Weizenbaum-Institut sind die Einhaltung der Grundprinzipien guter und verantwortungsvoller Organisationsführung (Good Governance) sowie die Förderung einer institutsübergreifenden Organisationskultur, in der die Grundsätze der Good Governance integriert sind. Fragen der nachhaltigen Governance betreffen somit nicht nur die Führungsebene am Weizenbaum-Institut, sondern spielen auf allen Ebenen und in verschiedenen Aufgabenbereichen eine übergreifende Rolle, darunter Forschung, Qualitätsmanagement, Wissens- und Innovationstransfer sowie Bereitstellung von wissenschaftlicher Expertise für wichtige gesellschaftliche Herausforderungen.

Zunächst besteht eine wesentliche Herausforderung darin, die vielfältigen Perspektiven der unterschiedlichen Stakeholdergruppen am Weizenbaum-Institut in Bezug auf Nachhaltigkeitsfragen abzustimmen, konkrete Aufgaben, Verantwortlichkeiten und Ziele zu definieren und die einzusetzenden Mittel festzulegen. Es gilt, Best Practices zu identifizieren und einen eigenen Ansatz der nachhaltigen Governance für das Weizenbaum-Institut zu entwickeln.

  • Wir streben ein Institutsklima an, in dem (a) die Institutsleitung das Nachhaltigkeitsleitbild trägt, aktiv fördert und in grundlegenden strategischen Entscheidungen mitberücksichtigt, und (b) möglichst viele Statusgruppen an der Koordination und Umsetzung beteiligt sind.
  • Forschende und Mitarbeitende am Weizenbaum-Institut sollen auf vielfältige Weise in die Organisationsentwicklung eingebunden werden und die Institutskultur und -strukturen aktiv mitgestalten. Durch regelmäßige Befragungen, Zufriedenheitsanalysen und weitere Dialogformate sollen sich diese Gruppen an der Ermittlung von Änderungsbedarfen am Institut – gerade auch Nachhaltigkeitsthemen betreffend – beteiligen können. Anschließend werden die Ergebnisse transparent dokumentiert und entsprechend kommuniziert. Im Regelfall werden ausgewählte Forschende und Mitarbeitende bei der strategischen und operativen Entwicklung und Umsetzung auf freiwilliger Basis eingebunden. 
  • Forschende und Mitarbeitende sollen dauerhaft und immer besser mit dem Thema Nachhaltigkeit vertraut werden. Dazu wird direkt im On-Boardingprozess zu Nachhaltigkeit informiert (z. B. im Handbuch für neue Mitarbeitende). Zudem sollen durch regelmäßige Workshops das Wissen und die Herangehensweise aller Institutsangehörigen weiterentwickelt werden. 
  • Regeln und Prozesse, die die Umsetzung des Nachhaltigkeitsleitbildes betreffen, sollten nachvollziehbar erläutert und festgehalten werden – etwa in Form von konkreten Regelwerken und Handbüchern oder allgemeineren Leitlinien, die idealerweise auch konkrete Abläufe, Zuständigkeiten und Anlaufstellen aufführen. Wir regen an, dass zielgruppengerechte Richtlinien durch die Institutsleitung, (ggf. zu initiierende) Arbeitsgruppen und / oder mit der Unterstützung externer Berater:innen erarbeitet bzw. konkretisiert werden, die die folgenden Bereiche behandeln können: Gleichstellung und Diversity; Schutz vor Diskriminierung, Gewalt und sexueller Belästigung; familiengerechter Arbeitsplatz und flexible Arbeitszeit; gute wissenschaftliche Praxis und Umgang mit wissenschaftlichem Fehlverhalten; Compliance und Korruptionsprävention.
  • Eine Berücksichtigung der Thematik nachhaltige Governance im Rahmen der Verstetigung des Weizenbaum-Instituts ist essentiell. Durch die Integration des Forschungsbetriebs in den Weizenbaum-Institut e. V. und den erwarteten Anstieg der Zahl der Mitarbeitenden in der Administration und den wissenschaftsunterstützenden Bereichen ab September 2022 können viele der o. g. Governance-Fragen neu gefasst und weiter gedacht werden. Im Zuge der Verstetigung soll etwa angestrebt werden, die Aufgaben und Verantwortlichkeiten in Bezug auf Nachhaltigkeit am Institut zu konkretisieren, zu erweitern und vor allem stärker innerhalb der Institutsleitung zu verankern. Durch die längerfristige Bindung einer größeren Personenzahl an das Institut können außerdem im Sinne der sozialen Nachhaltigkeit neue Möglichkeiten der Organisationsentwicklung und Mitarbeitenden-förderung entstehen. 

Beispiel: Durch die Initiierung einer regelmäßig tagenden AG Nachhaltigkeit bestehend aus leitenden Wissenschaftler:innen und Promovierenden sowie Mitarbeitenden der wissenschaftsunterstützenden Bereiche und Administration ist ein übergreifendes Gremium geschaffen worden, das es verschiedenen Stakeholdern ermöglicht, sich an der (Weiter-)Entwicklung des Nachhaltigkeitsleitbilds des Weizenbaum-Instituts zu beteiligen und Impulse für seine Umsetzung zu geben.

Die Nachhaltigkeitsstrategie wurde durch die AG Nachhaltigkeit ausgearbeitet. Mitgewirkt haben: Sascha Friesike, Katharina Berr, Tuna Güleser, Rainer Rehak, Travis Penner

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