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Digitale Infrastrukturen in der Demokratie

Zwischen Sicherheit und Freiheit

Im Rahmen dieses Forschungsschwerpunkts wird die Entwicklung digitaler Infrastrukturen und der sich daraus ergebende gesellschaftliche Strukturwandel untersucht. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei in der Betrachtung von Spannungsfeldern zwischen Sicherheit und Freiheit aus den Perspektiven der Rechtswissenschaft, Soziologie, Informatik und Politikwissenschaft.

Die Verbreitung und Durchsetzung neuer digitaler Infrastrukturen bewirken eine tiefgreifende Transformation vieler gesellschaftlicher Handlungsfelder und Entscheidungskontexte. Vor diesem Hintergrund haben die gesellschaftlichen Auseinandersetzungen über die Kontrolle digitaler Infrastrukturen zugenommen. Die wachsende politische und wirtschaftliche Macht von Technologieunternehmen ist in den letzten Jahren zu einer zentralen Regulierungsaufgabe digitalisierter Gesellschaften avanciert, was sich in zahlreichen, oft kontrovers aufgenommenen Regulierungsinitiativen zeigt – etwa mit Blick auf das Medien-, Kartell- oder Datenschutzrecht und z. B. die europäischen Initiativen Digital Services Act, Digital Markets Act, Data Governance Act sowie den Artificial Intelligence Act.

Wie können objektive und subjektive Definitionen von Sicherheit in Einklang gebracht werden? Wie lässt sich das Spannungsfeld zwischen Freiheitsrechten und Schutzbedürfnissen demokratisch und resilient gestalten? Wie viel Zentralität, Selbstregulierung und Partizipation sind möglich und nötig? Welche internetbasierten Funktionen und Plattformen werden für den Einsatz ziviler Sicherheitskräfte benötigt? Wie wird die Bevölkerung in Ausfall- und Katastrophenszenarien angemessen informiert und eingebunden?

Der Forschungsschwerpunkt befasst sich mit der bedarfsgerechten Gestaltung von (Gegen-)Maßnahmen, Handlungsempfehlungen und Entwicklung digitaler Infrastrukturen und Lösungen sowie mit ihren Potenzialen, Chancen und Konsequenzen für Sicherheit und Herrschaft. Dafür kombiniert er Ansätze der Informatik, der Politikwissenschaft, der Soziologie und der Rechtswissenschaft.

Forschungsgruppen

Normsetzung und Entscheidungsverfahren

Die Forschungsgruppe untersucht, welche institutionalisierten Entscheidungsverfahren es bei der Anwendung von Verhaltensregeln mit allgemeinem Geltungsanspruch im digitalen Raum gibt und erarbeitet, wie diese normativ zu bewerten sind. Forschungsgegenstände sind hier z.B. autonome Systeme und ihre institutionelle Einbettung sowie Fragen der Nachhaltigkeit digitaler Prozesse.

Digitalisierung und vernetzte Sicherheit

Die Forschungsgruppe untersucht vernetzte Sicherheit als essenziellen Bestandteil der (digitalen) Daseinsvorsorge, um kaskadierende Vorfälle frühzeitig zu erkennen, Menschen angemessen und vertrauenswürdig informiert zu halten und Handlungsoptionen aufzuzeigen. Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf die Analyse von Unsicherheiten und den Umgang mit Nichtwissen bei der Nutzung digitaler Technologien im Kontext von Warnungen gelegt.

Sicherheit und Transparenz digitaler Prozesse

Die Forschungsgruppe untersucht Technologien, welche die sichere und verlässliche Unterstützung von digitalen Prozessen ermöglichen, z.B. für die Prozessautomatisierung oder die automatisierte Prozessüberwachung. Die Forschungsgruppe fokussiert dabei auf Prozesse in Wirtschaft und Verwaltung und untersucht das Spannungsfeld zwischen Transparenz und Steuerbarkeit sowie Fragen nach dem Verlust von Privacy und Kreativität.

Technik, Macht und Herrschaft

Die Gruppe erforscht, wie digitale Infrastrukturen gesellschaftliche Herrschaft und Macht verändern. Dies erlaubt es, neue Anstöße für die politische Gestaltung der Digitalisierung zu geben und so das gängige Repertoire an Regulierungsansätzen zu erweitern.