Weizenbaum Panel
Die Forschungseinheit „Weizenbaum Panel“ erhebt im Längsschnitt Daten zu der Frage, wie Menschen die Digitalisierung wahrnehmen, wie sich demokratische und bürgerschaftliche Einstellungen der Menschen wandeln und wie sie ihre Rolle in einer sich digitalisierenden Demokratie gestalten. Mit der gleichnamigen Umfrage Weizenbaum-Panel werden kontinuierlich hochwertige und relevante Daten erhoben, ausgewertet und der Gesellschaft, den Medien sowie der Wissenschaft zur Verfügung gestellt.
Digitale Medien bieten vielfältige neue Handlungsmöglichkeiten für unser alltägliches gesellschaftliches Zusammenleben und unser soziales und politisches Engagement. Wir können im Internet Nachrichten lesen, einkaufen, mit anderen diskutieren oder Petitionen in den sozialen Medien verbreiten. Zugleich stellt uns die Digitalisierung vor neue Herausforderungen: Als Gesellschaft müssen wir etwa lernen, einen Umgang mit Hassrede oder Falschnachrichten zu finden, die uns im Internet begegnen können. Die Forschungseinheit Weizenbaum Panel interessiert sich dafür, wie Bürger:innen vor diesem Hintergrund ihre Rolle in der Gesellschaft verstehen und interpretieren, welche Einstellungen sie gegenüber der Demokratie zeigen und wie sich diese verändern.
Durch die Kombination aus einer Längsschnittbefragung zu grundlegenden Fragen der Partizipation und Bürgerschaft und der Offenheit für neue Fragestellungen bereichert das Weizenbaum Panel die Forschung im Bereich der Demokratieforschung, der politischen Kommunikation, politischen Soziologie und Psychologie und ermöglicht zugleich den Auf- und Ausbau einer Forschungsdateninfrastruktur für die interdisziplinäre Digitalisierungsforschung am Weizenbaum-Institut. Ausgewählte Befunde werden im Sinne des Wissenstransfers im jährlich erscheinenden Weizenbaum Report einer interessierten Öffentlichkeit vorgestellt.
Die Forschung des Weizenbaum Panels besteht im Wesentlichen in der jährlichen Durchführung einer bevölkerungsrepräsentativen Telefonbefragung. Mit den Schwerpunktthemen der politischen Partizipation und Digitalisierung dient diese Längsschnittbefragung zunächst dazu, die Grundlagenforschung in diesen Bereichen zu erweitern. Darüber hinaus trägt das Weizenbaum Panel zur interdisziplinären Digitalisierungsforschung bei, indem es allen Forschungsgruppen und -einheiten des Weizenbaum-Instituts ermöglicht, ihre Forschungsinteressen in die Befragungen einzubringen. Das Team des Weizenbaum Panels unterstützt die Kolleg:innen dabei, die eigenen Forschungsinteressen im Fragebogen abzubilden. Der existierende Grundstock an Paneldaten, der neben soziodemographischen Variablen bisher vor allem Indikatoren zu Mediennutzung, demokratischen Einstellungen und politisch-gesellschaftlichem Engagement enthält, wird so schrittweise ausgebaut. Auf diese Weise können verschiedenste am Weizenbaum-Institut angesiedelte Projekte von der Längsschnittbefragung profitieren und die Interdisziplinarität des Instituts wird entscheidend gefördert.
Zur Website des Weizenbaum Panels
Warum ein Panel?
Das Weizenbaum Panel ist als Panelbefragung konzipiert. Ziel ist also die Befragung derselben Personen über mehrere Jahre hinweg. Diese Daten sind besonders wertvoll, um Entwicklungen im Zeitverlauf zu analysieren. Sie ermöglichen die Untersuchung von intraindividuellen Veränderungen, ohne dabei für individuelle zeitinvariante Faktoren kontrollieren zu müssen. Langfristige gesamtgesellschaftliche Prozesse wie die Digitalisierung und ihre Auswirkungen auf verschiedene Bereiche des Lebens lassen sich mit dieser Art von Forschungsdaten besonders gut darstellen, analysieren und interpretieren. Neben Längsschnittanalysen sind aber natürlich auch die einzelnen Beobachtungszeitpunkte, die sogenannten einzelnen „Wellen“, für querschnittliche wissenschaftliche Untersuchungen geeignet.
Beim Weizenbaum Panel handelt es sich um eine computergestützte Telefonbefragung, auch „Computer Assisted Telephone Interview“ (CATI), die von eigens geschultem Personal durchgeführt wird. Die Zielpopulation einer jeden Befragung umfasst die deutschsprachige Wohnbevölkerung in Deutschland ab einem Alter von 16 Jahren. Um diese Grundgesamtheit in einer Stichprobe repräsentativ abbilden zu können, wird mit einem dualen Auswahlrahmen aus Festnetz- und Mobilfunknummern („Dual-Frame-Ansatz“) gearbeitet. Die Bereitstellung der Telefonnummern erfolgt dabei durch das GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften nach dem „Dual-Frame-Ansatz“. Demnach werden Festnetz- und Mobilfunknummern zufällig generiert und zu gleichen Teilen abtelefoniert. Im Umgang mit diesen Nummern werden alle gesetzlichen Bestimmungen zum Datenschutz sowie die gängigen Standards und Richtlinien der empirischen Sozialforschung (z. B. die „Richtlinie für telefonische Befragungen“ des ADM) eingehalten.
Open Science
Um auch anderen Wissenschaftler:innen die Arbeit mit den Umfragedaten des Weizenbaum Panels zu ermöglichen, veröffentlicht die Forschungseinheit die Daten einer jeden Befragung inklusive der zugehörigen Fragebögen sowie der Methoden- und Ergebnisberichte auf der Website des Weizenbaum Panels. Ebenfalls auf dieser Website findet sich ein Daten-Explorer, der sowohl Wissenschaftler:innen als auch Journalist:innen und interessierten Bürger:innen eine selbstständige Analyse einzelner Fragen zu den Themen des Panels ermöglicht.
Ergebnisse
Im Fokus der ersten Befragungswellen des Weizenbaum Panels standen vor allem das Mediennutzungsverhalten und die politische Partizipation sowie politische Einstellungen und Bürgernormen, also die Vorstellungen davon, wie sich gute Bürger:innen in unserer Gesellschaft verhalten sollten. Erste Befunde weisen darauf hin, dass sich diese Normen unter dem Einfluss der Digitalisierung deutlich verändern und dass neben traditionellen Normen, wie etwa der Beteiligung an Wahlen, auch internetbezogene Normen, wie etwa der Einsatz für ein höfliches Miteinander im Netz, an Bedeutung gewinnen. Eine Mehrheit der Menschen in Deutschland ist der Ansicht, gute Bürger:innen sollten sich verantwortungsvoll mit Informationen auseinandersetzen und sich aktiv gegen Falschmeldungen und Hassrede einsetzen.
Die bisherigen Ergebnisse aus den ersten Befragungswellen 2019 bis 2021 zeigen zudem, dass klassische Formen des sozialen und politischen Engagements in großem Umfang durch digitale Partizipationsformen ergänzt werden, vor allem in jungen Altersgruppen. Die populärsten Formen politischer Partizipation sind Geldspenden, Petitionen, das Kaufen von oder der Verzicht auf bestimmte Produkte aus politischen oder ethischen Gründen (Boycott/Buycott) und die Mobilisierung anderer Menschen.
Mitglieder der Forschungseinheit
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Prof. Dr. Martin Emmer
Principal Investigator, Gründungsdirektor
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Christian Strippel
Forschungsgruppenleiter
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Annika Schütz
Forschungsgruppenkoordinatorin
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Sandra Filipovski
Forschungsgruppenassistentin
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Katharina Heger
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
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Malte Künzel
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
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Lea Katharina Maier
Studentische Mitarbeiterin
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Katrin Rothermel
Stundentische Hilfskraft