Weizenbaum Institut goes 39c3

12/17/2025

Ende Dezember findet der 39. Chaos Communication Congress in Hamburg statt. Auch Weizenbaum Wissenschaftler:innen sind wieder mit Vorträgen und Workshops dabei.

Bei der jährlichen Konferenz des Chaos Computer Clubs vom 27. bis 30. Dezember treffen wieder rund 16.000 Hacker:innen, Technikfreaks, Bastler:innen, Künstler:innen und Utopist:innen aufeinander - im Spannungsfeld zwischen Computersicherheit, digitaler Freiheit und dem kritischen Nachdenken über die Auswirkungen von Technologien auf die Gesellschaft. Mit dem diesjährigen Thema „POWER CYCLES“ geht es vier Tage lang um Widerstände gegen Big-Tech Großmächte und "KI-Overlords," und das Schaffen von lebenswerten Zukünften mit nachhaltigen Lebenszyklen. 

Wissenschaftler:innen vom Weizenbaum-Institut sind auch dieses Jahr wieder Teil der internationalen, kommerzfreien und selbstorganisierten Veranstaltung. Hier finden Sie eine Übersicht unserer Vorträge und Workshops. 


Programmierte Kriegsverbrechen? Über KI-Systeme im Kriegseinsatz in Gaza und warum IT-Fachleute sich dazu äußern müssen 

Rainer Rehak, Wissenschaftlicher Mitarbeiter in den Forschungsgruppen „Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Teilhabe“ sowie „Technik, Macht und Herrschaft“
29. Dezember | 14:45-15:45 |  Ground

Das Thema „KI in der Militärtechnik“ und die Beziehung zwischen Mensch und Maschine ist seit Jahrzehnten ein Thema in der Friedensbewegung, der Konfliktforschung, der Philosophie, den Sozialwissenschaften und den kritischen Data & Algorithm Studies. Doch in den letzten Jahren wurden Waffensysteme mit KI-Komponenten entwickelt und auch praktisch in bewaffneten Konflikten eingesetzt. Dabei reicht die Anwendung von Drohnensteuerung über optische Zielerfassung bis hin zur logistischen Zielauswahl. Im Fokus dieses Talks stehen KI-gestützter Zielwahlsysteme, die vom israelischen Militär seit Mai 2021 und insbesondere jetzt im Genozid in Gaza eingesetzt werden, zur militärischen Bewertung von Gebäuden, Personen, zur Zeitplanung von Angriffen und ein zur Erkennung militärisch relevanter Nachrichten in palästinensischen Kommunikationsdaten.

Auf Basis der Aussagen von Whistleblower:innen des israelischen Militärs und Angestellten beteiligter Unternehmen wie Amazon, Google oder Microsoft sowie internen Dokumenten, die durch investigative Recherchen von mehreren internationalen Teams von Journalist:innen veröffentlicht wurden, diskutiert Rainer Rehak die Systeme und Designentscheidungen, sowie die militärischen und gesellschaftlichen Implikationen. Dabei geht es auch um Fragen bezüglich Verantwortungsverlagerung durch KI, Umgehung des Völkerrechts, die grundsätzliche Rolle von automatisierter Kriegsführung, sowie die Verantwortung von IT-Fachleuten. 

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We, the EU, and 1064 Danes decided to look into YouTube: A story about how the EU gave us a law, 1064 Danes gave us their YouTube histories, and reality gave us a headache 

LK Seiling, DSA40 Data Access Collaboratory
30. Dezember | 13:50-14:30 | Zero 

We explore what happens when Europe’s ambitious data access laws meet the messy realities of studying major digital platforms. Using YouTube as a central case, we show how the European Union’s efforts to promote transparency through the GDPR, the Digital Services Act (DSA), and the Digital Markets Act (DMA) are reshaping the possibilities and limits of independent platform research. At the heart of the discussion is a paradox: while these laws promise unprecedented access to the data that shape our digital lives, the information researchers and citizens actually receive is often incomplete, inconsistent, and difficult to interpret. 
In this talk, LK Seiling and David Wegemann take a close look at data donations from over a thousand Danish YouTube users, which at first glance did not reveal neat insights but sprawling file structures filled with cryptic data points. Still, if the work is put in, these digital traces offer glimpses of engagement and attention, and help us understand what users truly encountered or how the platform influenced their experiences. The talk situates this challenge within a broader European context, showing how data access mechanisms are set up in ways that strengthen existing power imbalances. Application processes for research data vary widely, requests are rejected or delayed without clear justification, and the datasets that do arrive frequently lack the granularity required for meaningful analysis. Yet the picture is not purely bleak. Citizens, researchers, and civil society already have multiple legal levers to demand greater transparency and accountability. The fundamental question is no longer whether democratic oversight is possible, but how we can use the tools at hand to make it real.

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Promptbastelei und andere Überlebensstrategien 

Ann-Kathrin Katzinski & Marlene Kulla, GENKIA Projekt 
tbd | Bits & Bäume Habitat


Wie fühlt sich Coden an, wenn immer eine KI im Tab daneben sitzt? In dieser Session wollen Ann Katzinski und Marlene Kulla mit euch eure Erfahrungen diskutieren. Die beiden bringen Fragen aus ihren Fallstudien mit, ihr eure Alltagspraxis als Entwickler:innen: Wo setzt ihr KI konkret ein, wo lasst ihr sie bewusst draußen, wie verändert sie euren Workflow, eure Zusammenarbeit im Team und euer Rollenverständnis als Dev?

Alle reden über KI als Gamechanger, aber wie fühlt es sich an, wenn man als Dev mittendrin steckt? In dieser Session öffnen wir einen Raum, in dem Forschung und Programmierpraxis zusammenkommen. Wir bringen erste Fragen und Muster aus unseren wissenschaftlichen Fallstudien in Softwareunternehmen mit, ihr eure täglichen Erfahrungen aus Projektstress, Legacy Code und Promptbastelei.

Gemeinsam wollen wir rekonstruieren, wie KI konkret in eure Pipelines rutscht, wie ihr mit Black Box Momenten umgeht, warum ihr bestimmten Outputs vertraut und anderen nicht und welche neuen Routinen sich im Team herausbilden. Uns interessiert, was ihr gelernt habt, was ihr bewusst verweigert und wie sich euer Selbstbild als Entwickler:in vielleicht verschoben hat.

Statt Hochglanzversprechen setzen wir auf eine ehrliche, kontroverse Gesprächsrunde. Hier teilen wir Erfahrungen, beleuchten Spannungsfelder und schärfen unser Bild davon, welche konkrete Rolle KI derzeit in der Programmierpraxis spielt, inklusive Widersprüchen. Bringt deshalb gerne die ungelösten Fragen und offenen Baustellen ein, an denen ihr als Entwickler:innen und wir als Forscherinnen gemeinsam weiterdenken und -experimentieren können. 

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