de / en
v.l.n.r.: Dr. Maximilian Wehage (Leiter Projektgruppe KI im BMI), Roman Kormann (Politischer Referent, Abteilung Grundsatz und Gute Arbeit, DGB), Dr. Esther Görnemann (Weizenbaum-Institut), Christin Süß (Referentin Projektgruppe KI, BMI), Martin von Simson (Abteilungsleiter Abteilung Digitale Gesellschaft), Ralf Dubbert (Referatsleiter Referat DG1 /Grundsatz, Digitalpolitik, EU und Internationales)

KI und die Arbeitswelt: Chancen, Herausforderungen und Weichenstellungen

Weizenbaum-Forscherin Esther Görnemann war als Expertin zu einer Paneldiskussion beim Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) eingeladen. Thema der Veranstaltung: „KI und die Arbeitswelt: Be- oder Entlastung? Chance oder Risiko?“

Anlass war der Aufbau des neuen Beratungszentrums KI (BeKI), das eine zentrale Anlaufstelle für Themen rund um KI in der Bundesverwaltung werden und Bundesmitarbeitende beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz unterstützen soll. Die Paneldiskussion war der Auftakt einer Reihe von Veranstaltungen, mit denen das BMI das Thema KI zugänglich machen, Mitarbeitende motivieren und eine zentrale Plattform für Austausch und Diskussionen schaffen will.

Große Resonanz und engagierte Diskussion

Die Veranstaltung stieß auf großes Interesse: Rund 70 Personen nahmen vor Ort teil, weitere 280 waren virtuell zugeschaltet. Neben Mitarbeitenden des BMI und der Geschäftsbereichsbehörden waren auch Vertreter:innen der Führungsebenen aus BMI und BMAS anwesend. Gemeinsam mit Roman Kurmann (DGB) diskutierte Esther Görnemann in einer lebhaften Panelrunde die Chancen, Herausforderungen und notwendigen Weichenstellungen für den erfolgreichen Einsatz von KI in der Arbeitswelt.

Nach kurzen Impulsvorträgen folgte eine moderierte Diskussion, die sich intensiv mit der praktischen Einführung von KI in betriebliche Abläufe beschäftigte. Bemerkenswert war die große Anzahl an Fragen aus dem Publikum, die zeigt, wie viel Relevanz das Thema (generative) KI und Arbeit mittlerweile auch in der Verwaltung besitzt und dass hier ein erheblicher Diskussionsbedarf besteht.

Zentrale Themen der Diskussion

Die Panelrunde thematisierte eine Vielzahl von Aspekten rund um den Einsatz von KI in der Verwaltung und der Arbeitswelt. Das Weizenbaum-Institut widmet sich diesen Fragen in diversen Forschungsprojekten, nicht zuletzt im Projekt „Generative KI in der Arbeitswelt“ (GENKIA), mit dem Esther Görnemann eine Forschungssynthese zu den Implikationen generativer KI auf Arbeit und Beschäftigung erarbeitet.

Einige der zentralen Fragen waren:

  • Welche Herausforderungen bringt die Einführung von KI in betriebliche Abläufe mit sich?
    • Identifikation sinnvoller Use Cases und Entwicklung von Standards und Guidelines für konkrete Anwendungsbereiche.
    • Veränderte Kompetenzanforderungen – neue Fähigkeiten wie Prompt Engineering oder analytische Kompetenz zur kritischen Überprüfung von KI-Generierungen werden zunehmend wichtiger.
    • Technische Infrastruktur und Digitalisierung als Voraussetzung für die erfolgreiche Integration von KI.
    • Produktivitätsgewinne übersetzen sich nicht zwangsläufig in Entlastung von Arbeitnehmenden – entscheidend ist hier die Verhandlungsmacht der Arbeitnehmenden.
  • Wird KI Arbeitslast reduzieren oder zu einer Verdichtung von Arbeit führen?
    • KI kann viele Aufgaben unterstützen und effizienter gestalten – beispielsweise durch (Teil-)Automatisierung einzelner Aufgaben oder auch in der Analyse großer Datensätze.
    • Gleichzeitig entstehen neue Aufgaben – etwa die Qualitätssicherung und Prüfung maschineller Outputs
    • Eine zentrale Herausforderung: Wie verhindern wir, dass nur technikaffine Mitarbeitende von KI profitieren, während andere zurückbleiben?
  • Kritische Reflexion gängiger Heilsversprechen
    • Kann KI tatsächlich den Fachkräftemangel ausgleichen oder Generationenprobleme lösen?
    • In welchen Bereichen kann KI sinnvoll eingesetzt werden – und wo sind ihre Grenzen?
  • Nachhaltigkeit und digitale Souveränität
    • Der hohe Stromverbrauch generativer KI ist eine oft unterschätzte Herausforderung. Eine nachhaltige Digitalstrategie muss langfristige Energiekosten und Umweltaspekte mitdenken.
    • Digitale Souveränität: Wie verhindern wir neue Pfadabhängigkeiten und stärken stattdessen Open-Source-Alternativen?

Drei zentrale Weichenstellungen für die Zukunft

Esther betonte in ihrem Beitrag drei besonders wichtige Handlungsfelder, um den KI-Einsatz in der Arbeitswelt erfolgreich und zukunftssicher zu gestalten:

  1. Menschen mitnehmen: KI-Kompetenzen sind essenziell, um Mitarbeitende auf den Wandel vorzubereiten. Experimentierräume ermöglichen es, mit KI-Tools praxisnah zu arbeiten und gleichzeitig Standards und Guidelines für ihre sichere und effektive Nutzung zu entwickeln.
  2. Digitale Souveränität fördern: Um langfristige Abhängigkeiten zu vermeiden, sollte frühzeitig in Open-Source-Entwicklungen und unabhängige Infrastrukturen investiert werden.
  3. Nachhaltigkeit mitdenken: Der immense Energieverbrauch generativer KI muss von Anfang an in Digitalstrategien einfließen, um langfristig kalkulierbare Kosten und eine nachhaltige Entwicklung zu ermöglichen.

KI ist in der Verwaltung angekommen – jetzt gilt es, sie aktiv zu gestalten

Die große Beteiligung und die rege Diskussion zeigten, dass das Thema KI längst in der Verwaltung angekommen ist. Gleichzeitig wird deutlich: Es gibt viele offene Fragen, die eine fundierte wissenschaftliche Begleitung und praxisnahe Konzepte erfordern.

Das Weizenbaum-Institut wird diese Entwicklungen weiter verfolgen und freut sich auf den weiteren Austausch mit Politik, Verwaltung und Sozialpartnern. Die Initiative BeKI ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung – nun gilt es, den Dialog fortzusetzen und die gewonnenen Erkenntnisse in die Praxis umzusetzen.