Industrieplattformen als Oligopole? Neue Studie zur Zukunft digitaler Plattformen im produzierenden Gewerbe

In ihrem Arbeitspapier „Data and Digital Platforms in Industry: Implication for enterprises strategies and governance“ untersuchen Florian Butollo und Lea Schneidemesser von der Forschungsgruppe „Arbeiten in hochautomatisierten, digital-hybriden Prozessen“ neu entstehende digitale Plattformen in den Wertschöpfungsketten des produzierenden Gewerbes. Im Mittelpunkt ihrer Forschungsarbeit steht die Frage, ob durch die Plattformisierung von Unternehmensbeziehungen industrielle Internetplattformen als Akteure auftreten, die den größten Teil der Gewinne aus höherer Produktivität oder niedrigeren Transaktionskosten abschöpfen. Zum anderen möchten sie herausfinden, ob es aufgrund von Netzwerkeffekten im industriellen Bereich Tendenzen zur Oligopolisierung gibt, die zu einer Machtakkumulation auf Seiten der Plattformen führen.  

Indem sie auf Analysen von immateriellen Vermögenswerten und Theorien zu Plattform-Geschäftsmodellen zurückgreifen, entwickeln sie ein Verständnis von der Bedeutung von Daten in globalen Wertschöpfungsketten. Die Autor:innen verwenden für Ihre Studie Daten aus einer qualitativen empirischen Studie, die auf 45 Interviews mit Plattformen basieren, die auf dem deutschen Markt aktiv sind. Hierbei handelt es sich um produktions- und vertriebszentrierte Plattformen.

Die Analyse zeigt, dass Plattformen vor allem als Dienstleister und/oder Intermediäre agieren, die produzierende Unternehmen bei der Nutzung von Daten unterstützen. Derzeit stellt die Beziehung zwischen Plattform und Hersteller eher eine ausgewogene Symbiose als eine Machtasymmetrie dar, da beide Parteien durch die Nutzung von Daten von zusätzlichen Einnahmequellen profitieren. Langfristig könnte sich jedoch eine stärkere Dominanz der Plattformen herausbilden, da Oligopolisierungsprozesse wahrscheinlich sind.