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Schlaglichter zu Datenkompetenz

Ein Ziel des Transferprojekts „Data Literacy“ ist es, Impulse darüber aus diversen Branchen und Perspektiven zu sammeln. Einige dieser Impulse von Expert:innen haben wir auf dieser Seite zusammengestellt.

Datenkompetenz ist die Alphabetisierung unseres Jahrhunderts

Wer datenkompetent ist, kann sich selbstbewusster in der digitalen Welt bewegen und hat bessere Jobaussichten. Wir legen mit der „Toolbox Datenkompetenzen“ einen wichtigen Grundstein für die digitale Selbstbestimmung in der neuen Datenwelt, damit die Menschen in Deutschland souveräner als bisher mit ihren Daten umgehen können und eigenverantwortliche Gestalter ihrer Lebensläufe bleiben. Durch die aktuellen technologischen Entwicklungen steigen die Anforderungen an unsere Bildung und unsere Arbeit an vielen Stellen exponentiell. Das BMBF will in diesem Prozess nicht nur Schritt halten, sondern seine Stellung als langfristiger Impulsgeber ausbauen. Deshalb brauchen wir eine verständliche Vermittlung von Datenkompetenz in allen Gesellschaftsbereichen und für die darin aktiven Menschen. Mit der „Toolbox Datenkompetenzen“ werden wir eine neue Lernwelt entwickeln, damit unser Land mit neuem Können das Land der Ideen bleiben kann.

Matthias Graf von Kielmansegg, Leiter der Abteilung Grundsatzfragen und Strategien; Koordinierung im Bundesministerium für Bildung und Forschung
Politik


Die wirkliche Revolution in der Bildung geht von Daten aus

Die Schaffung einer digital alphabetisierten Gesellschaft ist die Grundlage dafür, dass Data Literacy überhaupt entstehen kann. Menschen aller Altersklassen müssen aus- und weitergebildet werden, sodass sie in der Lage sind, Daten zu erheben, zu verstehen oder kritisch zu reflektieren. Gleichzeitig wird der Bildungssektor selbst zum Gegenstand der Data Literacy. Erstmalig können durch digitale Lerntools Unmengen an Daten über Lehrende, Lernende oder deren Interaktion gesammelt und analysiert werden. Datengestütztes Lernen ist der neue Standard und adaptive Lernsysteme, die mittels künstlicher Intelligenz individuelle Lernpfade definieren, sind die Zukunft der Bildung. Die wirkliche Revolution in der Bildung geht demzufolge von den Daten aus, die uns die Digitalisierung liefert.

Dr. Romy Hilbig, ESO Education Group
Bildung


Data Literacy ist Schlüsselkompetenz in der Personalarbeit

Die Personalarbeit der Zukunft steht auch in der Deutschen Bahn AG vor großen Herausforderungen. Entlang des Mitarbeiterlebenszyklus werden bereits heute viele Daten erhoben und weiterverarbeitet. Um die Potenziale unterschiedlicher Systeme zu heben und eine maximale Erkenntnistiefe zuzulassen, braucht es neue Methoden der Datensammlung, -verarbeitung und -analyse. Für eine zukunftsfähige Personalorganisation wird Data Literacy zur Schlüsselkompetenz im HR-Bereich. So kann der Komplexität der Außenwelt bestmöglich begegnet und beispielsweise vielschichtige Fragen der Personalplanung und -steuerung, des Gesundheitsmanagements und effektiver Qualifizierungsformate geklärt werden. Wichtig ist dabei, die Sensibilität der Daten zu beachten und besondere Anforderungen an den Datenschutz sowie ethische Richtlinien zu stellen.

Christian Holz, Deutsche Bahn AG
Mobilität


Neue Herausforderungen für Steuerberater:innen

Grundsätzlich war es schon immer Aufgabe von Steuerberater:innen, die Daten von Mandant:innen auszuwerten und darauf basierend zu beraten. Die mit der Digitalisierung erheblich gestiegene Menge an Daten erhöht nun klar die Anforderungen an den Berufsstand: Kompetenzen im Datenmanagement, in der Datenauswertung und der Anwendung von Daten in der Beratung sind, etwa bei der Auswertung und Auswahl von Verrechnungspreisen, nicht nur gefragt, sondern werden immer mehr vorausgesetzt. Im Rahmen meiner Lehre habe ich das Thema Datenkompetenz daher in den letzten Jahren fokussiert, um mit neuen Angeboten den steuerlichen Nachwuchs fit für die kommenden digitalen Herausforderungen zu machen.

Prof. Dr. Deborah Schanz, Ludwig-Maximilians-Universität München
Steuerrecht


Datenbildung durch innovative Bildungsformate fördern

In Zeiten des digitalen Wandels verstehen wir Daten als Basiselemente der heutigen demokratischen Gesellschaft – und den selbstbestimmten Umgang damit als Basiskompetenz. Diese Kompetenz zu entwickeln, fällt vielen Menschen nicht leicht, denn Daten sind abstrakt. Wir können sie nicht sehen, schmecken, hören oder fühlen und trotzdem werden immer mehr Aspekte unseres täglichen Lebens in digitalen Datenstrukturen erfasst. Um eine gesamtgesellschaftliche Datenbildung zu fördern, entwickeln wir in unserem Projekt „Das Datenlabor“ beim Museum für Werte innovative Bildungsformate, die niedrigschwellig zu einer Sensibilisierung im Umgang mit digitalen Daten beitragen. Damit fördern wir das Ermächtigungsgefühl und die Werthaltungen unserer Mitmenschen und tragen zu einer selbstbestimmten und verantwortungsbewussten Datengesellschaft bei.

Projektteam „Das Datenlabor“ beim Museum für Werte
Gesellschaft


Data Literacy betrachte ich als eine tragende Säule der digitalen Kompetenz

Als Designforscherin setze ich mich für eine kritische digitale Kompetenz als Kulturtechnik ein, um allen Ebenen der digitalen gesellschaftlichen Spaltung entgegenzuwirken. Es geht mir darum, mit Ansätzen der Designforschung ein kritisches Bewusstsein im Umgang mit digitalen Infrastrukturen und Daten zu fördern. Das heißt, die richtigen Fragen zu stellen, Debatten zu initiieren, Wirkungszusammenhänge aufzuzeigen und digitale Technologien inklusiv und gemeinwohlorientiert zu gestalten.

Dr. Bianca Herlo, Universität der Künste Berlin | Weizenbaum-Institut
Designforschung


Den Kunden verstehen durch datengetriebenes Marketing

Die Digitalisierung schafft den Zugang zu Daten, welche im Marketing den Schlüssel zum Erfolg darstellen können. Jeder Kunde hinterlässt seinen Fußabdruck in Form von transparenten Daten, die Marketers analysieren können, um so die Customer Journey zurückzuverfolgen und folglich eine optimierte personalisierte Customer Experience zu schaffen. Die Datenkompetenz im Marketing erlaubt es uns, die Bedürfnisse des Kunden zu verstehen und den Kunden gezielt zu erreichen, Prognosen über Wiederkaufsraten zu erstellen, eine langfristige Kundenbindung aufzubauen und schließlich das Umsatzwachstum zu steigern.

Sophie Müller, theBASE FOL Group
Marketing


Digitale Anwendungen in der Tourismusbranche

In der Tourismusbranche liegt der Fokus auf personalisierten Angeboten für die Gäste. Das Grundinteresse ist also eine bestmögliche Kenntnis der Gäste. Hier beginnt der Spagat zwischen dem Sammeln und Auswerten der Daten und der Wahrung der Persönlichkeitsrechte der Gäste. Als Gast wünsche ich mir, meinen Urlaub nach meinen persönlichen Wünschen gestalten zu können. Dies ist jedoch nur möglich, wenn ich Informationen von mir preisgebe. Das ist die große Herausforderung in der Tourismusbranche, der durch den gezielten Einsatz von digitalen Anwendungen, den Ausbau einer leistungsfähigen Dateninfrastruktur und die Stärkung von Datenkompetenz begegnet werden kann.

Manja Ziesack, HotelNetSolutions
Tourismus


Data Literacy gehört auf den Lehrplan von Schulen

Vielen Schüler:innen ist nicht bewusst, wie viele ihrer Daten sie online preisgeben. Im Fach Wirtschaft und Recht begreifen viele im Zusammenhang mit den Themen Marketing und Marktforschung erstmalig, wie „gläsern“ sie als Kund:innen sind. Dieses Bewusstsein ist häufig der erste Schritt, sich mit den eigenen Daten auseinanderzusetzen und ein Grundverständnis von deren Bedeutung zu entwickeln. Und trotzdem besteht Nachholbedarf, Data Literacy als zentrale Kompetenz in die Lehrpläne aufzunehmen.

Theresa, Studienrätin
Bildung


Consulting und künstliche Intelligenz

Gibt man den Begriff „literate“ bei Google ein, steht dort „lesen und schreiben“. Aber wie können wir als Mensch etwas Abstraktes wie Daten lesen, schreiben, verstehen, einordnen, lernen, anwenden, kreativ nutzen? Um das Thema Daten erlebbar zu machen, übersetzen wir sie oft in Bilder, Musik, Spiele. So sind AI Escape Rooms (physisch) und AI Adventures (virtuell) entstanden, eine Artificial Muse für den Künstler Roman Lipski oder aktuell mit krach.ai ein AI-Musikinstrument, das die eigene Stimme zu einem Synthesizer macht. Es geht um Inspiration, Zugang, Nähe, Verständnis. Das Aufspannen neuer Möglichkeitsräume. Für Unternehmen, Künstler:innen und Kinder. Für alle.

Klaas Bollhöfer, Birds on Mars
Beratung


Regulierung und Gestaltung digitaler Umgebungen

Der Human-centered Approach zur Regulierung und, allgemeiner, zur Gestaltung unserer digitalen Umgebungen stellt das Individuum in den Mittelpunkt. Digitale Partizipation, Ansprüche auf Mitentscheiden, auf Mitgestalten, aber auch Rechte, wie das Recht auf persönliche Entfaltung oder auf individuelle Selbstbestimmung, setzen stets Wissen voraus. Wissen darüber, was um unsere digitale Persönlichkeit herum geschieht, über unsere Entscheidungsspielräume und über die Auswirkung der Entscheidungen anderer auf unser Leben und unsere Interessen. Data Literacy wird oft verwendet als der Begriff, der dieses Wissen umfassen will, und als das Instrument, das für die Verwirklichung unserer Grundfreiheiten und Grundrechte im Digitalen essenziell ist.

Dr. Zohar Efroni, Humboldt-Universität zu Berlin | Weizenbaum-Institut
Rechtswissenschaft


Das Erheben und Verwenden von Daten sind Grundpfeiler polizeilicher Arbeit

Erhobene Daten und deren Verwendung stellen einen Grundpfeiler der polizeilichen Arbeit dar. Immer unter Beachtung der tatsächlichen Notwendigkeit, des Datenschutzes und des Grundrechtseingriffes an sich. Das Arbeiten mit gesammelten Daten in Verbindung mit eigener Lebens- und Berufserfahrung dient regelmäßig auch als Entscheidungshilfe, um die richtigen Maßnahmen am Einsatzort zu treffen. Die polizeilichen Systeme zur Erfassung solcher Daten sind in den vergangenen Jahren deutlich benutzerfreundlicher, übersichtlicher und sogar mobiler geworden. Die Auswertung, z. B. durch die polizeiliche Kriminalstatistik, bildet wiederum eine Grundlage zur Planung von Schwerpunkteinsätzen und ggf. auch zur Anschaffung entsprechender Einsatzmittel (aktuell z. B. die Anschaffung von Spuckschutzhauben).

Daniel, Polizei Berlin
Gesellschaft


Durch die Corona-Pandemie wurde die digitale Transformation in der Veranstaltungsbranche beschleunigt

Bei Veranstaltungen – egal ob B2B oder B2C – sind Teilnehmerdaten vom Planungsprozess und der Durchführung bis hin zur Evaluation oder Konzeptionierung der Folgeveranstaltung enorm wichtig. Durch die anhaltende Pandemie ist die MICE-Branche (Meetings, Incentives, Conventions, Exhibitions/Events) in gewisser Weise zu einer beschleunigten digitalen Transformation gezwungen worden. Damit einhergehend können auch immer mehr Daten über und mit einer Veranstaltung erhoben werden. Eine Herausforderung besteht darin, diese Daten zu verstehen und nutzen zu können, um so beispielsweise eine Vernetzung bzw. Interaktion von Teilnehmenden im digitalen und physischen Raum besser zu kuratieren. Auch in der kreativen Inszenierung bzw. Szenografie von Events spielen Teilnehmerdaten eine immer bedeutendere Rolle: Mit verschiedenen Techniken und Tools wie Teilnehmer-Beacons, RFID oder Eventplattformen (Apps) können verschiedene Programmpunkte interaktiv ausgestaltet werden. 

Alexander Scheibe, Gesellschaft für Informatik e. V.
Eventmanagement


Data literacy in the food industry is "crucial"

The food industry collects increasing amounts of data related to raw materials, processing, quality, safety, logistics, sales, and customers. As an applied food research institute, Nofima is involved in a range of R&D activities with food industry aiming to improve food quality and reduce food loss. To do so, it is necessary to combine different types of data and understand complex relationships between for instance raw material chemistry, product quality and consumer needs. Data literacy is crucial in this context.
 
Ingrid Måge, Nofima
Lebensmittelforschung


Data Literacy in die Lehrerfortbildung

Der souveräne Umgang mit Daten zählt zu den Kernkompetenzen in einer zunehmend digital organisierten Welt, sowohl im professionellen als auch im privaten Umfeld. Um Lehrer:innen in die Lage zu versetzen, dieses Thema in ihren Klassen einzuführen, sind Fortbildungen auf Hochschulniveau erforderlich, die mit Anwendungs- und Lebensumfeldrelevanz für Schüler:innen angereichert werden. Ermöglicht werden kann dies durch die Kooperation von Partnern aus Universität, Schule und Nutzerpraxis (Data Scientists, -Journalists etc.), die Fälle aus der eigenen Berufserfahrung mit einfließen lassen. Dabei darf das Thema weder rein defizitorientiert und risikosensibilisierend (als Jugendmedienschutz oder allgemein Datenschutz) noch allein unter dem Aspekt „Employability“ behandelt werden. Erst im Zusammenspiel von Risikobewusstsein und Handlungskompetenz entsteht die Fähigkeit, als Bürger:in faktenbasiert zu entscheiden und die Hoheit über die eigenen Daten zu behalten.

Dr. Dieter Müller, Technologiestiftung Berlin
Bildung


Vertriebssteuerung auf Grundlage von Daten

Als Projektmanager für Vertriebssteuerung im internationalen Umfeld ist es essenziell, Daten aus verschiedensten Quellen zusammenzutragen und diese anschließend zu analysieren, um daraus fundierte, strategische Initiativen zu entwickeln. Im digitalen Zeitalter ist es nicht mehr möglich, strategische Initiativen aus dem Bauch heraus zu entscheiden, sondern diese müssen anhand von Daten untermauert werden. Dafür gibt nicht die eine Datenquelle, sondern es ist wichtig zu wissen, welche Inhalte kombiniert werden müssen und vor allem woher man die entsprechenden Informationen in der richtigen Qualität bekommt. Besonders international besteht nicht immer das gleiche Verständnis hinsichtlich der Qualität von Daten, was kritisches Nachfragen absolut notwendig macht.

Kai Bastian Schütze, DAW SE
Industrie


Unabdingbar: Datenkompetenz in der Stadtplanung und -entwicklung

Insbesondere beim Austausch und Transfer von Daten mit externen Akteur:innen ist Datenkompetenz in der Stadtplanung und -entwicklung heute unabdingbar. Das geht vom geschützten .pdf-Format zur Langzeitarchivierung über Datenaustauschformate bei Planzeichnungen bis hin zur Kompatibilität mit älteren Programmversionen. Die Stadtentwicklung arbeitet behörden- und büroübergreifend und wird durch die Datenkompetenz der Nutzenden vereinfacht oder erschwert. Sensible und persönliche Daten beispielsweise im Rahmen von Genehmigungsverfahren oder Sozialplanung erfordern einen kompetenten Umgang mit Daten. Datenschutz erfordert Datenkompetenz. Große Herausforderung und großes Potenzial zugleich sind in diesem Zusammenhang cloudbasierte Dienste. Ein gewisses Maß an Datenkompetenz muss sitzen.
 
Felix Kortung, WISTA.Plan
Stadtplanung


Open Data und Data Literacy müssen zusammengedacht werden

Offene Verwaltungsdaten (Open Data) leben von ihrem Nutzen: Ihre Bereitstellung allein schöpft noch keinen Mehrwert für die Gesellschaft. Die Daten müssen nicht nur vorhanden sein, sondern auch nutzbar. Aber um nutzbare Daten zu generieren und bereitzustellen, brauchen Datenbereitsteller:innen grundsätzliche Datenkompetenzen. Diese Personen müssen verstehen, wie Daten tatsächlich benutzt werden – also wie aus einem Datensatz eine spannende Visualisierung entwickelt wird oder wertschöpfende Erkenntnisse gewonnen werden. Ohne dieses Verständnis ist man selbst kaum in der Lage, die Qualität des eigenen Open-Data-Angebots zu beurteilen und zu sichern. In diesem Sinne ist für mich Data Literacy untrennbar von Open Data: Verwaltungen, die Open Data als Priorität sehen, müssen auch Data Literacy als Priorität sehen.

Victoria Boeck, Technologiestiftung Berlin | City Lab
Verwaltung