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Orientierungswissen für Forscher:innen und Praxispartner:innen

Das Weizenbaum-Institut hat die Beta-Version der „Karte der interdisziplinären Digitalisierungsforschung“ (Interdisciplinary Digitalization Research Cartography - IDRC) veröffentlicht.

Silvio Suckow forscht im Bereich Metaforschung am Weizenbaum-Institut. Wir haben ihn zum Projekt interviewt:

Worum geht es in dem Projekt?

Diese Karte bietet einen umfassenden Überblick über öffentliche Forschungseinrichtungen der interdisziplinären Digitalisierungsforschung im deutschsprachigen Raum. Auf diese Weise wollen wir Orientierungswissen für Forscher:innen und Praxispartner:innen schaffen, so dass sie potenzielle Kooperationsmöglichkeiten identifizieren oder bisher unentdeckte Nischen für zukünftige Forschungsinitiativen aufdecken können.

Was ist das Besondere an diesem Projekt?

Die Beta-Version präsentiert Einblicke in neu gegründete Institute, Forschungszentren, universitäre und außeruniversitäre Forschungsaktivitäten sowie DFG-Projekte bis zum Stichtag im September 2023. Damit wir die sich dynamisch entwickelnde Landschaft der Digitalisierungsforschung fortlaufend erfassen, integrieren wir Crowd-Sourcing und redaktionelle Begleitung.

Das wirklich besondere an dem Projekt ist jedoch seine Langfristigkeit. Hinter der Karte wächst eine Datenbank, die es aus meiner Sicht als Wissenschaftsforscher viel attraktiver macht, das wachsende Feld noch präziser zu erforschen.

Für wen sind diese Informationen interessant?

Die Karte gibt Antworten auf die Frage: Wo gibt es welche Expertise in der Digitalisierungsforschung. Auf den ersten Blick sind diese Ergebnisse für Journalist:innen und Politiker:innen, vielleicht auch für die Forschungsförderung interessant. Natürlich kann das auch für Forschende eine Anlaufstelle sein, beispielsweise für Konferenzplanungen oder lokale oder regionale Kooperationen. Zudem lassen sich spezifische Disziplinenkombinationen und Themen auf der Karte finden sowie die jeweiligen Links zu den Forschungseinrichtungen sofort Anklicken – ideal für Recherchen.

Hast Du dafür ein Beispiel?

Ja, von den 51 verzeichneten Forschungseinrichtungen haben 30 ihre Disziplinen so angegeben, dass wir sie auf Basis der DFG-Fachsystematik miteinander vergleichen können. Dadurch sehen wir, dass die zwei häufigsten angegebenen zweier Kombinationen an Fächern – ohne Informatik – Wirtschafts- und Rechtswissenschaften (neunmal) sowie Wirtschaftswissenschaften und Philosophie (achtmal) sind. Das ist ein simples deskriptives Ergebnis, das aber die weitere Datenerhebung informieren wird.

Wie informiert dies weitere Forschung zum Feld der Digitalisierungsforschung?

Wer einem schnell wachsenden interdisziplinären Forschungsfeld, was in vielfältigen Formen gefördert wird, nachspüren will, tut gut daran, mehrere Datenzugänge miteinander zu kombinieren. Die Informationen aus der Karte helfen bei der Erstellung von Fragebögen und gerade bei qualitativen Interviews kann so etwas von Vorteil sein. Wenn wir zum Beispiel Gatekeeper im interdisziplinären Feld nach unter- oder überrepräsentierten Fächern fragen, können wir hier mit Überblicksdaten nachsetzen. Damit ließen sich nicht nur Unterschiede in wahrgenommener und – zumindest von uns erfasster – tatsächlicher Repräsentanz von Disziplinen oder Themen aufzeigen, sondern auch die Reaktion auf etwaige Diskrepanzen. Das ist sowohl aus meiner Sicht des Forschers als auch aus Sicht des Selbstlernens des Feldes eine schöne Kombinationsmöglichkeit.

Was hast Du bei dem Projekt gelernt? Gab es für Dich überraschendes?

Nicht gelernt, aber bestätigt hat sich: Bei dieser Mischung aus Forschungs- und Serviceprojekten kommt es extrem auf Teamplay an. Es gibt eine ganze Reihe verschiedenartiger und sich teils widersprechender Anforderungen und Möglichkeiten, die auf einen Nenner gebracht werden müssen. Zudem hat sich hier die Stärke des Weizenbaum-Instituts gezeigt, indem ich nicht nur mit Lilith Blöbaum eine wunderbare Unterstützung bei Recherche und Dateneingabe, sondern auch mit Dietmar Kammerer Expertise im Bereich der Forschungsdaten habe. Erst das ermöglicht mir, mich stärker auf den langfristigen wissenschaftlichen Output des Projekts zu fokussieren.

Wie geht es weiter? Was dürfen wir erwarten?

Mit der Veröffentlichung der Beta-Version halten wir den Fuß ins Wasser. Für die erste Vollversion im nächsten Jahr planen wir beispielsweise eine andere Softwarelösung mit besseren Filtermöglichkeiten. Auch werden wir dann die komplette Datenbank öffentlich zugänglich machen, damit auch andere im Feld diese verwenden können. Wir wollen die Beta-Version nutzen, um Feedback zu sammeln und die Möglichkeiten des Crowdsourcings zu heben. Für die Aufnahme in die Karte haben wir Kriterien erarbeitet, anhand derer wir Meldungen zur Verzeichnung prüfen werden.

Mittel- bis langfristig wollen wir natürlich dauerhaft schwimmen. Das heißt, dass die Karte in einem festen Rhythmus aktualisiert wird und Entwicklungen der Forschungslandschaft nach einigen Jahren sichtbar werden. Das ist nicht nur für die Wissenschaftsforschung interessant, in der oft temporär begrenzte Fallstudien z.B. zur Interdisziplinarität dominieren. Mit den oben schon angedeuteten weiteren Datenzugängen über Umfragen und bibliometrische Analysen bietet die Metaforschung des Weizenbaum-Instituts so kombiniertes Reflexionswissen an, dass auch der Selbststeuerung des Feldes zugutekommt.

Erfahren Sie mehr zum Projekt.

Interessierte erreichen das Projektteam unter idrc[at]weizenbaum-institut.de.