Data Workers' Inquiry
In diesem Projekt geht es um die Erfahrungen und Herausforderungen von Datenarbeiter:innen, die die Welt der Künstlichen Intelligenz (KI) maßgeblich mitgestalten.
Hintergrund
Der rasante Fortschritt Künstlicher Intelligenz (KI) hat zahlreiche Branchen verändert und die globale Wirtschaft transformiert und verspricht nie dagewesene Effizienz, Innovation und wirtschaftliches Wachstum. Täglich werden neue KI-Tools auf den Markt gebracht, deren Fähigkeiten überall in den Schlagzeilen zu finden sind.
Hinter der glänzenden Fassade von KI-gestützten Anwendungen und Diensten verbirgt sich jedoch eine unsichtbare Vielzahl von Datenarbeiter:innen, die das Rückgrat dieser technologischen Revolution bilden. Diese Arbeiter:innen, die oft im globalen Süden angesiedelt sind, übernehmen die arbeitsintensive und emotional belastende Arbeit der Datenannotation, Inhaltsmoderation und anderer Formen der Datenverarbeitung, die es KI-Systemen ermöglichen zu funktionieren.
Trotz ihrer entscheidenden Rolle bei der Entwicklung und Pflege von KI-Anwendungen bleiben Datenarbeiter:innen oft unsichtbar, ihre Beiträge unerwähnt und ihr Wohlergehen wird übersehen. Dies ist gewollt und passiert nicht zufällig. Bisher war es gängige Praxis, über Datenarbeiter:innen zu sprechen und zu forschen, anstatt mit ihnen zu sprechen oder zu forschen.
Ziel
Bei der “Data Workers’ Inquiry“ handelt es sich um ein Forschungsprojekt, das darauf abzielt, die Erfahrungen und Herausforderungen derjenigen zu beleuchten, die die Welt der künstlichen Intelligenz (KI) vorantreiben. Dabei stehen Datenarbeiter:innen aus aller Welt im Mittelpunkt, indem sie ihre persönlichen Geschichten erzählen und über ihre Arbeit berichten.
Methode
Das Forscherteam unter der Leitung von Dr. Milagros Miceli, Adio Dinika, Krystal Kauffmann, Camilla Wagner und Laurenz Sachenbacher hat 15 Co-Forscher:innen aus Venezuela, Kenia, Syrien und Deutschland sowie aus verschiedenen Arbeitsumgebungen zusammengebracht, darunter Content-Moderator:innen und Datenkommentator:innen, die für verschiedene Outsourcing-Unternehmen und Plattformen arbeiten. In Anlehnung an Marx' “Workers Inquiry“ aus dem Jahr 1880 wird bei der Data Workers Inquiry eine Methodik der partizipativen Aktionsforschung (PAR) angewandt, bei der die Zusammenarbeit zwischen Forscher:innen und Mitgliedern direkt betroffener Gruppen im Vordergrund steht, um problematische Situationen zu verstehen und zu verändern, wobei der Schwerpunkt auf der Beteiligung derjenigen liegt, die häufig an den Rand gedrängt oder von Entscheidungsprozessen ausgeschlossen werden.
Ergebnisse und Ausblick
Als Community-Forscher haben die Datenarbeiter:innen eine beeindruckende Sammlung von Augenzeugenberichten und kreativen Outputs produziert, die die menschlichen Kosten der Datenarbeit beleuchten – von Dokumentarfilmen über Magazine, Podcasts, Essays bis hin zu Animationen. Sie präsentieren eine facettenreiche Sicht auf die Herausforderungen, denen Datenarbeiter:innen gegenüberstehen: von Ausbeutung und Unsicherheit bis hin zu den psychologischen Auswirkungen ihrer Arbeit. Diese Berichte zeigen, wie Outsourcing-Unternehmen verletzliche Bevölkerungsgruppen, wie Flüchtlinge, ausnutzen und ihnen Arbeit mit geringer Entlohnung anbieten. Es ist ein seltener Einblick in das Leben jener, die eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung von KI-Technologien spielen.
Die Ergebnisse der “Data Workers' Inquiry“ werden auf der Website data-workers.org gesammelt und dienen als Repository und Ressource für Forscher:innen, Journalist:innen und politische Entscheidungsträger:innen, die auf der Suche nach Augenzeugenberichten über Datenarbeit sind, sowie für andere Datenarbeiter:innen, die mehr darüner erfahren möchten, wie man sich zur Wehr setzen kann.Diese Berichte sollen auch ein Aufruf zum Handeln sein, der uns dazu auffordert, uns mit den systembedingten Problemen auseinanderzusetzen, die die Ausbeutung und Marginalisierung von Datenarbeiter:innen aufrechterhalten und uns für eine Zukunft einzusetzen, in der ihre Rechte und ihr Wohlergehen geschützt und respektiert werden. Indem das Projekt die Stimmen dieser wichtigen Arbeitskräfte erhebt und einen kollaborativen, arbeitnehmerzentrierten Forschungsansatz fördert, will es sinnvolle Veränderungen in der KI-Branche und darüber hinaus vorantreiben.