„Wir müssen jetzt klären, wie KI unsere Schulen verändert“
13.11.2025Am 18. November findet die Weizenbaum Debate unter dem Titel "KI gehört ins Klassenzimmer!" statt. Wir sprachen im Vorfeld mit dem Projektleiter, Robert Peter.
Warum widmet sich die Weizenbaum Debate ausgerechnet jetzt dem Thema „KI in der Schule der Zukunft“?
Robert Peter: Weil wir mitten in einem gesellschaftlichen und bildungspolitischen Moment stehen, in dem sich sehr viel entscheidet. Künstliche Intelligenz ist längst Realität im Alltag von Schüler:innen, Lehrkräften und Eltern – allerdings oft eher nebenbei. Lernplattformen, Chatbots oder automatisierte Auswertungssysteme werden genutzt, ohne dass wir eine gemeinsame Vorstellung davon haben, wie verantwortungsvoller Einsatz eigentlich aussehen sollte. Gleichzeitig spüren wir ein deutliches „Realitätsgap“: Außerhalb der Schule sind junge Menschen ständig mit KI konfrontiert, in der Schule dagegen fehlen oft Orientierung, Regeln und Kompetenzen.
Hinzu kommt: Die Bildungspolitik steht massiv unter Druck – Lehrkräftemangel, soziale Ungleichheit, Reformstau. KI wird plötzlich als schnelle Lösung gehandelt. Aber ob sie tatsächlich Entlastung bringt oder neue Probleme schafft, ist noch völlig offen. Der öffentliche Diskurs dazu ist stark polarisiert: zwischen großer Euphorie und tiefer Skepsis. Genau deshalb brauchen wir Räume, in denen gut, differenziert und offen diskutiert werden kann.
Der Zeitpunkt ist außerdem politisch günstig: Bund und Länder arbeiten an Strategien zur digitalen und KI-gestützten Bildung. Wenn wir jetzt nicht beginnen, die Technologie aktiv mitzugestalten, wird sie – wie so oft – über uns hinweg eingeführt. Schulen würden dann mit Tools arbeiten, die sie selbst nicht mitentwickelt haben. Wir verlieren gesellschaftlichen Einfluss, wenn wir nicht mitreden.
Warum spielt die Debattenkultur dabei eine so große Rolle?
Robert Peter: Weil es keine einfachen Antworten gibt. Gerade bei einem komplexen Feld wie KI ist die Art und Weise, wie wir sprechen, genauso wichtig wie das, worüber wir sprechen. Eine demokratische Gesellschaft braucht Streit – aber guten Streit. Offen, faktenbasiert, respektvoll und neugierig. Das ist der Kern der Weizenbaum Debate: ein Raum für produktive Uneinigkeit.
Gute Debattenkultur bedeutet nicht, dass am Ende alle einer Meinung sind. Im Gegenteil: Ziel ist, Unterschiede sichtbar zu machen und dadurch Erkenntnis zu gewinnen. Zuhören ist dabei genauso zentral wie Argumentieren. Wer Zukunft gestalten will, muss erst einmal verstehen, welche Alternativen es überhaupt gibt – und was ihre Folgen wären.
Als Forschungsinstitut übernehmen wir Verantwortung, solche Diskursräume zu öffnen. Nicht um zu belehren, sondern um Verständigung zu ermöglichen. Debattenkultur ist Teil unserer Forschungskultur: Wie wir über Digitalisierung sprechen, prägt maßgeblich, wie wir sie gestalten. Und genau deshalb ist es so wichtig, diese Gespräche jetzt zu führen.
Wie läuft die Debatte genau ab?
Ausgangspunkt der Weizenbaum Debate ist stets eine These Die beiden Redner:innen des Abends, Claudie Urban-Schneider, Geschäftsführerin des Bundesverbands Innovative Bildungsprogramme e. V., und Stefan Schönwetter, Datenschützer und Experte für digitale Bildung bei der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung, haben zuerst die Gelegenheit, dazu ausführlich Stellung zu nehmen. Daran schließt sich eine moderierte Diskussion an, an der sich auch das Publikum beteiligen.
Weizenbaum Forscher:innen Jana Gonnermann-Müller, Annika Baumann und Rainer Rehak bringen Impulse aus der Wissenschaft ein.
Sascha Friesike, Direktor am Weizenbaum-Institut, moderiert uns durch den Abend.
Vielen Dank für das Gespräch!
Die Weizenbaum Debate findet am 18. November 2025, um 18 Uhr im Quatsch Comedy Club statt. (Friedrichstraße 107, 10177 Berlin)