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120 Dezibel: Wie rechte Gruppen die #MeToo-Bewegung kapern

Studie zeigt eine neue Form der transnationalen Vernetzung von rechtsextremen Gruppierungen im Internet.

In einer kürzlich erschienenen Studie gehen die Wissenschaftler Curd Knüpfer, Matthias Hoffmann und Vadim Voskresenskii der Forschungsgruppe „Digitalisierung und transnationale Öffentlichkeit" der Frage nach, wie die von der rechten Identitären Bewegung initiierte Internet-Kampagne „120 Dezibel“ den Erfolg der MeToo-Bewegung ausnutzte und für ihre eigenen Zwecke zu instrumentalisieren versuchte. Die Ergebnisse der Studie sind in einem Beitrag mit dem Titel „Hijacking MeToo: transnational dynamics and networked frame contestation on the far right in the case of the ‘120 decibels' campaign“ in der Zeitschrift „Information, Communication and Society“ veröffentlicht worden.

Bei etwa 120 Dezibel liegt die Schmerzgrenze des menschlichen Ohrs. Eine Lautstärke von 120 Dezibel hat auch ein handelsüblicher Taschenalarm, der Frauen vor potenziellen Angreifern schützen soll. 120 Dezibel ist aber auch der Name einer Kampagne der Identitären Bewegung gegen sexualisierte Gewalt – aber nur gegen jene, die von Geflüchteten verübt wurde.

Die von den Autoren durchgeführte Fallstudie basiert auf den nutzergenerierten Twitter-Posts, die die Hashtags „MeToo“ und „120db“ gleichzeitig enthalten. Die Autoren haben die gesammelten Tweets auf ihre geografische Herkunft und Sprachmerkmale hin untersucht. Dabei weisen sie nach, wie rechtsextreme Akteure versuchten, rassistische Erzählungen und einwandererfeindliche Stimmungen über Ländergrenzen hinweg zu verbreiten, indem sie den populären Hashtag „MeToo“ verwendeten. Die Ergebnisse der Studie präsentieren eine neue Form transnationaler Netzwerkaktivitäten von Befürwortern rechtsextremer Ideologien und zeigen neue Wege auf, wie diese Akteure mit einer progressiven Agenda interagieren und gleichzeitig versuchen diese zu untergraben.