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Demokratie – Partizipation – Öffentlichkeit

In diesem Forschungsbereich wurde die Frage bearbeitet, wie sich Partizipationsprozesse in Gegenwartsdemokratien unter dem Einfluss digitaler Technologien grundlegend und langfristig verändern und wie sich diese Entwicklung auf die öffentliche Meinungsbildung und Diskurse auswirkt.

Die Problemlagen und Folgen der Digitalisierung für das politische Leben in Deutschland sind vielfältig und konsequenzenreich. Zum Beispiel in Bezug auf die Rolle von sozialen Medien und deren Einsatz in Wahlkämpfen, das Informationsverhalten von netzaffinen oder politikfernen Zielgruppen, die Beschreibung von Schwarmintelligenz bei politischen Skandalen, die Dynamik politischer Mobilisierung durch Clicktivismus, die Rolle von digitalen Netzwerken bei politischen Protest- und Empörungsdynamiken, die Folgen von Propaganda und Extremismus im Internet, die Verbreitung und Nutzung politischer Inhalte im Internet im Zusammenhang mit Entpolitisierung, Radikalisierung und Mobilisierungsprozessen.

Durch digitale Plattformen, Blogs und soziale Netzwerke sind politische Akteure und Bürger:innen gleichermaßen Zielscheibe von Kritik, Hasskommentaren, Lügen und Manipulation. Sie können jedoch auf Onlinemedien, Internet-Auftritte und die sozialen Medien nicht verzichten, wenn es um ihre Information, die Beobachtung von Öffentlichkeit und ihre Beteiligung am öffentlichen Diskurs geht.

Forschungsgruppen

Demokratie und Digitalisierung

Ziel der Forschungsgruppe war es, die Wechselbeziehung zwischen Digitalisierung und demokratischer Selbstbestimmung zu untersuchen. Es wurde erforscht, wie sich liberal-demokratische Gesellschaften digitale Technologien aneignen, vor allem aber, wie sich Demokratie selbst im Prozess der Digitalisierung wandelt. Drei Schnittstellen dienten als Schlüsselpunkte der Forschung: Veränderungen im Bereich politischer Partizipation, in Bezug auf demokratische Öffentlichkeit und mit Blick auf Recht und Herrschaft.

Digital Citizenship

Die Forschungsgruppe untersuchte, wie Menschen in der heutigen Zeit ihre Rolle in der Demokratie sehen und gestalten. Ein besonderes Augenmerk legten wir darauf, wie dieses Verhältnis von der Online-Kommunikation auf individueller Ebene geprägt wird. In diesem Zusammenhang wurden sich verändernde bzw. neu entstehende Einstellungen und Erwartungen in Bezug auf politisches Engagement in der Demokratie – so genannte emergente Bürgernormen – auf Basis quantitativer und qualitativer Erhebungsmethoden identifiziert und ihre Folgen für die individuelle politische Partizipation analysiert.

Nachrichten, Kampagnen und die Rationalität öffentlicher Diskurse

Die Forschungsgruppe untersuchte theoretisch und empirisch die Inhalte und Prozesse politischer Kommunikation in digitalen Öffentlichkeiten mit Blick auf die Verbreitung von extremistischen Ansichten, Gerüchten und Lügen. Die Hybridität von Mediensystemen, die Konstellationen der Akteure und die Dynamiken der Diskurse begünstigen hier flüchtige und fragmentierte Themenöffentlichkeiten. Eine wichtige Frage ist, welche Bedingungen und Kontextfaktoren die Mechanismen und die Dynamiken von sogenannten „postfaktischen“ Nachrichten und Desinformationskampagnen beeinflussen.

Digitalisierung und transnationale Öffentlichkeit

Unsere Forschungsgruppe befasste sich mit der Rolle von digitalen Technologien und Medien bei der Entstehung von (trans-)nationalen Öffentlichkeiten, Kommunikationsinfrastrukturen und Prozessen politischer Mobilisierung. Auf Basis von international-vergleichenden Forschungsdesigns und computergestützten Methoden der sozialwissenschaftlichen Datenerhebung und -analyse untersuchten wir digitale Kommunikationsumgebungen, die sich im Zusammenhang mit rechtspopulistisch aufgeladenen Themen wie Migration, Asyl, Antifeminismus oder Anti-Islamismus in europäischen Ländern sowie den USA herausbilden.