Das Internet ist bekannt als Raum der unbegrenzten Möglichkeiten, als Schlüssel zur globalen Vernetzung – und vor allem als Tool zur freien Entfaltung. Natürliche Grenzen oder politische Repressionen konnten mit digitalen Hacks überwunden werden. Wer sich offline nicht verstanden fühlte, konnte Zeit und Raum überwinden, um Gleichgesinnte zu finden und sich online richtig auszuleben. Das ist zumindest die Erzählung.

Doch so langsam setzt Ernüchterung ein. Geopolitische Verschiebungen der letzten Jahre haben den digitalen Raum zu einer Arena der Konkurrenz, der Abhängigkeit und des politischen Einflusses gemacht. Das globale Dorf hat sich zum Splinternet gewandelt. Globale Internetkonzerne haben sich mit einem politischen Lager verbündet, sind nicht mehr neutral oder tolerant, wie sie sich einst gaben. Abhängigkeiten, in denen sich viele Länder bisher sicher fühlten, werden auf einmal zum Problem.

Regierungen fürchten nun Einfluss auf ihre Sicherheitsinfrastruktur, auf politische Debatten und Wahlen. Millionen von Nutzer:innen fürchten um ihre Selbstbestimmung, weil sie sich auf die Algorithmen und Konfigurationen weniger Plattform-Konzerne verlassen müssen. Vulnerable Communities fürchten, Diskriminierung und staatlicher Überwachung ausgesetzt zu sein. Individuen wie Institutionen verlieren zunehmend Einfluss darauf, wie sich die digitale Welt gestaltet: Ob Seniorin mit KI-Assistenz, Teenager auf TikTok, Stadtverwaltung oder EU – digitale Gestaltungsmacht schwindet für alle, auch wenn wir nicht gleichermaßen selbstbestimmt sind.

Diese Entwicklungen befeuern Diskussionen über eine Neuausrichtung im Umgang mit dem Internet, doch über mögliche Auswege herrscht Uneinigkeit. Wer oder was schließlich sorgt dafür, dass wir digital selbstbestimmt sind? Sind es Verbote oder Gesetze, sind es Open-Source-Infrastrukturen, App-Einstellungen oder Weiterbildungsangebote? Was davon lässt sich technisch lösen und welche Probleme bleiben analog und gesellschaftlich verwurzelt?

Diesen Fragen widmen sich viele Forschende am Weizenbaum-Institut, aus unterschiedlichen Disziplinen, mit verschiedensten Methoden und in allerlei Kontexten. Die Themenreihe Digitale Selbstbestimmung trägt die aktuellen Erkenntnisse, Debatten und Forschungsprojekte zusammen – ob zu Datenschutz, Social-Media-Verboten, Digital Literacy oder dem globalen Wettrennen um KI – damit wir gemeinsam besser verstehen können, wie sich die digitale Welt gestalten lässt.