Lokale digitale Öffentlichkeiten

Die Forschungsgruppe wird unter dem vollständigen Titel „Ortsbasierte Themenöffentlichkeiten: Die Neuordnung lokaler Öffentlichkeiten in einer digitalisierten und globalisierten Welt“ im Emmy-Noether-Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert. Sie untersucht, wie sich öffentliche Diskurse über Orte im digitalen Raum organisieren und welche Rolle dabei lokale Akteure und einnehmen.

Unter Bedingungen von Digitalisierung und Globalisierung durchlaufen lokale Öffentlichkeiten massive Umbrüche. Lokale Ereignisse werden nunmehr regelmäßig in translokalen Aufmerksamkeitsnetzwerken zwischen lokalen und nicht-lokalen Akteuren ausgehandelt. Sie thematisieren Ereignisse nicht nur als lokal, sondern stellen die Ereignisse und ihre Orte in den Kontext globaler Probleme, wie wachsendem Illiberalismus oder Klimawandel. So werden die Ereignisorte von öffentlichen Akteuren zu Symbolen dieser gesellschaftlichen Probleme aufgeladen. Die Emmy Noether Gruppe hat zum Ziel, auf Basis dieses Phänomens ortsbasierter öffentlicher Aufmerksamkeit eine Theorie der Räumlichkeit digitaler Öffentlichkeiten zu entwickeln. Die Gruppe führt dazu die Konzepte der Themenöffentlichkeiten (issue publics) und der ortsbasierten Konflikte (place-based struggles) zum Konzept der ortsbasierten Themenöffentlichkeiten zusammen.

In einem vergleichenden Fallstudiendesign werden insgesamt sechs Fälle ortsbasierter Themenöffentlichkeiten in drei Ländern (Deutschland, Polen, Vereinigtes Königreich) in den Blick genommen. Dabei handelt es sich jeweils um Klein- und Mittelstädte, die durch lokale Ereignisse im Kontext eines kontroversen gesellschaftlichen Problems zum Objekt nationaler oder sogar internationaler Aufmerksamkeit geworden sind. Je Land steht ein Fall im Kontext illiberaler Bewegungen und des Backlash gegen plurale Gesellschaften; der zweite Fall steht im Kontext industriellen Wandels und Umweltschutzes.

Um sowohl die diskursive Makroebene als auch individuelle Akteursperspektiven zu erfassen, wird ein Mixed-Methods Design mit computergestützten und qualitativen Verfahren eingesetzt. Einerseits werden je Fallstudie werden lokale und translokale Diskurse in Massenmedien und sozialen Medien erhoben. Aus diesen Daten werden mittels computergestützter Verfahren für große Datensätze raumzeitliche Diskursmuster nachgezeichnet. Andererseits werden Feldforschung und qualitative Interviews eingesetzt um zu verstehen, wie lokale Akteure öffentliche Aufmerksamkeit wahrnehmen und welche Strategien sie zum Umgang mit ihr entwickeln.

Die Gruppe ist mit dem Sonderforschungsbereich 1265 „Re-Figuration von Räumen“ assoziiert.