de / en

Weizenbaum Report 2022

Im jetzt veröffentlichten, dritten Weizenbaum Report zur politischen Partizipation in Deutschland werden die Folgen der Pandemie, das anhaltende Gendergap und die aktive Gegenrede in der deutschen Bevölkerung dargestellt.

Auch 2021 stand die politische Partizipation in Deutschland im Zeichen der COVID-19-Pandemie. Mehrere Infektionswellen schränkten das soziale Leben weiter stark ein und nahmen Einfluss auf die öffentliche Meinungsbildung und das gesellschaftliche Engagement der Bürger:innen. Während politische Großveranstaltungen wie Demonstrationen nicht oder nur unter den Auflagen des Infektionsschutzes durchgeführt werden konnten, verlagerten sich relevante Teile des politischen Diskurses ins Internet. Entsprechend nahmen im vergangenen Jahr weniger Menschen an Demonstrationen teil oder engagierten sich in Bürgerinitiativen. Allerdings posteten mehr Menschen politische Inhalte in den sozialen Medien oder spendeten Geld.

Zu diesem Ergebnis kommt der Weizenbaum Report 2022 zur politischen Partizipation in Deutschland. Er dokumentiert jährlich ausgewählte Befunde des „Weizenbaum Panels“, einer repräsentativen Längsschnittuntersuchung, die die Forschungsgruppe „Digital Citizenship“ des Weizenbaum-Instituts im Herbst 2021 zum dritten Mal durchführte und dazu 1.595 in Deutschland lebende Personen ab 16 Jahren telefonisch befragte.

Die forschungsleitende Frage nach der Nutzung digitaler Medien und ihrem Einfluss auf politisches Handeln wurde dieses Mal durch Fragen nach politischen Geschlechternormen und geschlechtsbezogenen Ungleichheiten in der politischen Partizipation ergänzt. Die Studie zeigt hier einen nach wie vor deutlichen Gendergap im politischen Handeln. So zeigen Frauen ein geringeres politisches Interesse und schätzen ihre politische Selbstwirksamkeit geringer ein als Männer. In der Folge beteiligen sich Frauen weniger an den meisten politischen Aktivitäten, sowohl offline (z.B. an Demonstrationen) als auch online (z.B. an Debatten in sozialen Medien). Allerdings geben Frauen häufiger an, für soziale Zwecke zu spenden oder aus politischen oder ethischen Gründen bestimmte Produkte zu kaufen oder auf sie zu verzichten („Buycott“)

Ein weiterer Schwerpunkt des diesjährigen Weizenbaum Reports ist die Wahrnehmung und Verbreitung von Falschmeldungen und Hassrede im Netz. Die Ergebnisse zeigen: Fast die Hälfte der Internetnutzer:innen wurde 2021 mit Hassrede oder Falschnachrichten konfrontiert. Ein erheblicher Teil der Internetnutzer:innen setzt sich aber auch für einen zivilen und fairen Diskurs ein. Etwa jede:r Dritte hat im vergangenen Jahr hasserfüllte Inhalte gemeldet oder sogar Gegenrede geleistet, wenn er oder sie im Internet auf solche Inhalten stieß.